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Sommersemester 2016

Prof. Dr. Christoph Asendorf
Berlin - Zur Kunst- und Kulturgeschichte einer Stadt in ständiger Veränderung
8/9 ECTS
Seminar: Kulturwissenschaften-/Kulturgeschichte-Vertiefung 

Berlin ist, verglichen mit Paris oder London, eine junge Hauptstadt. 300 Jahre umfasst der Zeitraum von der Erhebung zur königlichen Residenz bis zur Gegenwart - und darin ist noch das halbe Jahrhundert zwischen 1945 und 1990 eingeschlossen, als das geteilte Berlin durch einen Status der Vorläufigkeit charakterisiert war. Leicht lassen sich einige Hauptphasen der Stadtgeschichte unterscheiden. Die erste reicht von 1701 bis ca. 1850; sie ist sicher die für das Stadtbild prägestärkste. In dieser Zeit entstand Preußens Via triumphalis, die Abfolge der wichtigsten staatsikonographischen Bauten, die sich vom Schloss über das Forum Friedericianum bis zum Brandenburger Tor erstrecken. Die zweite Phase übergreift Kaiserreich und Weimarer Republik; gebaut werden nach 1871 in hochrepräsentativer Manier u.a. Museen, Reichstag und Dom.
Nach Gründung der Weimarer Republik wird Berlin zur modernen Metropole mit weltweiter Ausstrahlung, und nicht mehr Repräsentationsbauten, sondern die großen Siedlungen und Infrastrukturprojekte stehen im Zentrum des Interesses. Mit den megalomanen Planungen des NS-Regimes wird in der Mitte der dreißiger Jahre eine erste Welle der Stadtzerstörung eingeleitet. Nach den Kriegszerstörungen bleiben die Neubauplanungen, die sich in Ost und West an ganz verschiedenen städtebaulichen Leitbildern orientieren, vielfach ohne Bezug zum ja immer noch bestehenden alten Stadtgerüst; erst nach der Mitte der 1970er Jahre setzt hier auf beiden Seiten ein Umdenken ein. Die vorläufig letzte Phase hatte mit der Wiedervereinigung einen glücklichen Beginn; zum ersten Mal entstanden in Berlin politische Großbauten für einen demokratischen Staat. Unter den aktuellen Projekten ist besonders der Neubau des Schlosses inklusive der geplanten Nutzungen zu diskutieren.
Literatur: Wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben.
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 Prof. Dr. Christoph Asendorf
Einführung in die Kulturgeschichte
6 ECTS
Seminar: Kulturgeschichte-Einführung

Peter Burke sieht als gemeinsame Grundlage derjenigen, die Kulturgeschichte betreiben, ihr Interesse für das Symbolische und dessen Deutung. Symbole seien allgegenwärtig, in der Kunst wie im Alltagsleben. Als Typ der Geschichtsschreibung erscheint die Kulturgeschichte im 19. Jahrhundert mit dem Werk Jacob Burckhardts. Im Seminar sollen von hier an bis zur "kulturellen Wende" unserer Jahre ausgewählte Grundlagentexte der Disziplin gelesen werden.
Literatur: P. Burke, Was ist Kulturgeschichte, Frankfurt 2005.
U. Daniel, Kompendium Kulturgeschichte, Frankfurt 2001.
Hinweise zur Veranstaltung: Obligatorische Einführung in die Kulturgeschichte
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Prof. Dr. Christoph Asendorf
Das Bild der Welt. Zur Kulturgeschichte der Globalisierung
3/6/9 ECTS
Seminar: MEK Zentralmodul / Europäische Wissenskulturen und Künste // MA Literaturwissenschaften: Wissenskulturen und Künste

Unter den Globalisierungshistorikern herrscht Einigkeit, dass der Prozess einer irreversiblen weltweiten Vernetzung um ca. 1500 begann. Dies soll auch der Einstiegspunkt für das Seminar sein, das die langsame Entwicklung eines globalen Selbstverständnisses von der Zeit um 1500 bis in die Gegenwart verfolgen soll. Welche Bilder wurden benutzt, welche Vorstellungen entwickelt? Heidegger spricht von der „Zeit des Weltbildes“, Carl Schmitt von „Raumrevolution“. Die neuen Relationen, Maßstäbe, Vorstellungen und Handlungsbezuge sollen anschließend entlang diesbezüglich aussagefähiger Beispiele aus der Kultur- wie der Kunstgeschichte analysiert werden. Dafür bietet sich ein Dreistufenmodell an mit zunächst einer Epoche der Formierung, die grob das 16. Jahrhundert umfasst mit seinen Weltlandschaften, geometrischen Stadtraumen und insgesamt einer umfassenden Neukartierung aller Verhältnisse. Das globale Wirken Kaiser Karls V. steht ganz im Zeichen dieser Umwälzungen. Die Jahre zwischen 1600 und 1750 ließen sich vielleicht als Epoche der großen Ordnung charakterisieren.
Grandiose Konzepte der Welt-Steuerung werden entworfen, die Dimensionen der Planung weiten sich ins tendenziell Unendliche. Mit der Industrialisierung tritt die „Verwandlung der Welt“ (J. Osterhammel) in eine völlig neue Phase; es entsteht ein allumfassender technisch kommerzieller Weltzusammenhang. Und das bedeutet auch, dass sich als Konsequenz des neuzeitlichen Raumausgriffes ein „Weltinnenraum“ ausbildet (P. Sloterdijk). Für die planetarische Perspektive des technischen Zeitalters werden bis heute immer neue Bilder entworfen, die von den symbolischen Bauten der Weltausstellungen bis zu aktuellen Interpretationen der Globalisierung diskutiert werden sollen.
Literatur: Wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben.
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Prof. Dr. Christoph Asendorf/ Dr. Barbara Picht
Kunst und Wissenschaft
3/6/9 ECTS
Seminar: MEK Zentralmodul / Europäische Wissenskulturen und Künste // MA Literaturwissenschaften: Wissenskulturen und Künste

Kunst und Wissenschaft verbindet eine lange und nicht einfache Beziehung. Für einen kurzen Moment konnte es in der Renaissance so scheinen, als arbeiteten Naturforschung und bildende Kunst parallel am Projekt der Erfassung der Welt (Leonardo da Vinci). Mit dem Entstehen der modernen Naturwissenschaft aber trennten sich die Wege. Dennoch gibt es seit Goethes großem Versuch immer wieder Ansätze, die Möglichkeiten der „zwei Kulturen“ zu verbinden. Um 1900 ließen sich Künstler der Moderne (z. b. Kandinsky) von den aktuellen Naturwissenschaften inspirieren. Ein tatsächlicher Dialog zwischen wissenschaftlichen Erkenntnisweisen - auch in den Kultur- und Geisteswissenschaften - und denen der Kunst entwickelte sich besonders in den 1920er Jahren im Kreis um Cassirer und Warburg. Wie ist die Situation heute? Last beispielsweise die Strategie des Artistic Research tatsächliche neue verbindende Ansätze erkennen? Oder geht es eher darum, gerade in der Verschiedenheit des Weltzugriffs Möglichkeiten freizulegen? – Basis des Seminars wird die Lektüre grundlegender Texte sein.
Literatur: Wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit