Banner Viadrina

Sommersemester 2017

Prof. Dr. Christoph Asendorf
Kunst und Kultur der Renaissance
6 ECTS; Seminar:  BA-Einführung
Dienstag, 14.15 - 15.45 Uhr, Ort: GD 05
In dieser Überblicksveranstaltung soll die Kunst der Renaissance vor dem Hintergrund der Kultur der Renaissance behandelt werden; Jacob Burckhardts Formel von der „Entdeckung der Welt und des Menschen“ macht deutlich, dass die künstlerischen nicht ohne zivilisatorische Veränderungen gedacht werden können; tatsächlich spielt sich alles Zeitalter der Entdeckungen ab. Die einzelnen Künste setzen zwischen 1420 und 1530 bei gänzlich verschiedenen Fragestellungen an: Die Architekten rezipieren insbesondere die römische Antike und gelangen, ohne direkte Übernahmen, zu einem neuen Vokabular. In der Malerei wird mit der Zentralperspektive der Übergang vom „Aggregatraum“ zum „Systemraum“ vollzogen. Für die Skulptur resultierte aus der Lösung von der Architektur, in deren Zusammenhang sie bisher ganz überwiegend in Erscheinung getreten war, ein Zugewinn an Selbständigkeit. Nach 1530 zerbricht der Konsens der Renaissance; mit dem Manierismus entsteht eine neue Ausdruckswelt, die bis in die Moderne nachwirken sollte. - Was die Kunst- und Kulturgeschichtsschreibung der Renaissance angeht, so ist ihre Entwicklung von Burckhardts Arbeiten bis in die aktuelle Forschung nachzuzeichnen.
Literatur: 
Peter Burke, Die Renaissance, Frankfurt 1996
Michael Baxandall, Die Wirklichkeit der Bilder, Frankfurt 1984
Anthony Grafton, Leon Battista Alberti, Belin 2002
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Prof. Dr. Christoph Asendorf
Die Gestaltung der Moderne – Zur Geschichte des Designs zwischen Jugendstil und Gegenwart
8/9 ECTS; Seminar:  Kulturwissenschaften/Kulturgeschichte –Vertiefung
Dienstag, 16.15 - 17.45 Uhr, Ort: GD 05
Schon seit den Anfängen des Industriedesigns anfangs des 20. Jahrhunderts stehen sich zwei grundsätzliche Richtungen gegenüber: eine funktionalistische Linie, die sich häufig geometrischer Formen bedient, und eine organische, naturhafte. Geometrische Formen wurden auch als Ausdruck technischer Rationalität gelesen, während man organische Formen einer Logik natürlichen Wachstums zuordnete. Werkbund, Bauhaus und Konstruktivismus stehen für erstere Vorstellung, während Jugendstil und Expressionismus das Gegenmodell repräsentieren. Die beiden Linien lassen sich über den Zweiten Weltkrieg hinaus bis in die Gegenwart verfolgen, wo ein eleganter Minimalismus (etwa im Apple-Design) und eine breite Strömung biomorphen Gestaltens koexistieren. Gefragt werden soll nicht nur nach den einzelnen Konzepten selbst, sondern auch nach den Vorstellungen, die dahinterstehen: geht es bei der Gestaltung von Objekten nur um funktionale Effektivität, um Entlastung, oder sollen bestimmte Gestaltungsweisen den Menschen mit seiner selbstgeschaffenen Umgebung „versöhnen“, sollen die Artefakte sich dem Menschen gleichsam anschmiegen, zu einem Teil seiner selbst werden?
Literatur:
Raymond Guidot, Design, Stuttgart 1994
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Prof. Dr. Christoph Asendorf
Musealisierung als Begleiterscheinung der Moderne: Von den Wunderkammern zu den künstlichen Paradiesen heutiger Erlebniswelten
3/6/8/9 ECTS; Seminar: BA/MA, BA Kulturwissenschaften-/ Kulturgeschichte–Vertiefung // MEK Zentralmodul, MEK WM Europäische Wissenskulturen und Künste
Donnerstag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 05
Das Seminar soll das Thema auf zwei Wegen verfolgen. Zunächst geht es um die allgemeine Entwicklung von den Wunderkammern der Renaissance bis zum modernen Museum. Dabei sollen auch einzelne herausragende Ausstellungen mit sowohl kunst- wie kulturhistorischer Thematik behandelt werden. Besonders interessieren wird hier die Verbindung von Objekt und Präsentation; im Verlauf des 20. Jahrhunderts wird ja der Begriff der Inszenierung immer bedeutsamer. – Im Anschluss daran soll es um das zweite Thema gehen: um die Frage nämlich nach der Bedeutung des Phänomens Musealisierung überhaupt. Ausgehend von Überlegungen Hermann Lübbes soll gefragt werden, warum sich der Musealisierungsprozess nicht nur immer mehr zu beschleunigen scheint, sondern auch auf immer weitere zivilisatorische Bereiche übergreift (Stichwort „Weltkulturerbe“). Handelt es sich hier um die Abwehr eines „änderungstempobedingten kulturellen Vertrautheitsschwundes“? Die Tendenz zur Aus- bzw. Schaustellung begleitet kompensatorisch die Moderne überhaupt: wo das Museum aber noch mit „echten“ Dingen operiert, da mischen sie sich schon in den frühen Weltausstellungen mit Simulationen. Die nächste Stufe sind die Urban Entertainment Centers und die Themenparks der heutigen Erlebnisgesellschaft.  
Literatur: wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben
Leistungsnachweis: Referat mit Thesenpapier und Hausarbeit

 

Prof. Dr. Christoph Asendorf /Prof. Dr. Andrea Allerkamp
Das Mittelmeer – Kontaktraum und Projektionsfläche
6/8/9 ECTS; MA MEK Zentralmodul, WM Wissenskulturen - Wissenschaften, Religionen, Künste 
MA Literaturwissenschaft: Theoretische und historische Grundlagen / Wissenskulturen und Künste
MICS/MASS Migration, Ethnocentrism, Ethnicity 
MASS Religion und Moderne
Do 14-16, GD 05     
Fernand Braudel, der große Kulturhistoriker, hat die Welt des Meeres als Kontaktraum beschrieben, in dem sich Kulturen, Religionen, Lebenswelten und Wirtschaftsbeziehungen seit der Antike kreuzen. Sein Werk Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II. dient uns als Ausgangspunkt verschiedener Sondierungen, die vor allem den Zeitraum vom 19. bis 21. Jahrhundert betreffen.
Dazu gehören: die Narration der Städte vonWashington Irvings Tales of the Alhambra über Walter Benjamins Städtebilder und Albert Camus’ algerische Städte bis zu Orhan Pamuks Istanbul. Auch die Kunst zwischen Delacroix und Matisse bewegt sich mediterranen Imaginationsraum. Ähnliches gilt für die Architektur zwischen Gaudi, Le Corbusier und aktuell etwa dem Gebäude für das Museum der Zivilisationen des Mittelmeers in Marseille (MuCEM). Hinzu kommen Entwürfe auch politischer Integration von Paul Valéry, Alexandre Kojève, Hannah Arendt oder Giorgio Agamben. Uns interessieren die kulturellen Verflechtungen über Räume und Zeiten hinweg, die wir kulturwissenschaftlich diskutieren werden.
Literatur:
Wolf Lepenies, Die Macht am Mittelmeer, München 2016
Leistungsnachweis: Referat mit Thesenpapier und Hausarbeit


Lilja-Ruben Vowe
Fotografietheorie zwischen 1900 und 1935
8/9 ECTS; BA Vertiefung Kulturgeschichte
Mittwoch, 11-13 Uhr  
In der „Archäologie des Wissens“ (Foucault) nehmen Bild und Bildgedächtnis in der heutigen kulturgeschichtlichen Debatte eine primäre Rolle ein. Diesen Aufschwung verdanken die aktuellen Diskurse nicht zuletzt dem hohen Stellenwert, welcher heute Fotografien als materiellen Objekten und als Codierungen ästhetischer, gesellschaftlicher und politischer Praktiken beigemessen wird. Das Vertiefungsseminar möchte hierbei die Aufmerksamkeit auf die theoretischen Texte zur Fotografie auf den Zeitraum zwischen 1900 und 1935 lenken. In diesem Zeitraum stellten Rolle und Funktion der Fotografie noch ein offenes Feld dar, wo viele Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven ihren Beitrag zu einer Ortsbestimmung der Fotografie leisteten. Mittels intensiver Lektüre werden hierbei auch Positionen von Theoretikern wie Ernst Kallai, Alexander Rodtschenko u.a. analysiert werden, die heute nur noch begrenzt rezipiert werden, jedoch die theoretischen Diskurse ihrer Zeit nachhaltig beeinflussten.
Literatur:
Burke, Peter: Eyewitnessing. The Uses of Images as Historical Evidence
Kemp, Wolfgang: Theorie der Fotografie
Bernd Stiegler: Theoriegeschichte der Photographie
Asholt, Wolfgang / Fähnders, Walter: Manifeste und Proklamationen der europäischen Avantgarde (1909-1938)
Leistungsnachweis: Referat & Hausarbeit

 

Dr. Gregor Kanitz
Sinne der Geschichte: Ästhetik, Körper und Emotion in der Moderne
3/6/9 ECTS; MA MEK; Wissenskulturen-Wissenschaften, Religionen, Künste
Mittwoch, 14täglich, 14-18 Uhr (26.04.; 10.05.; 24.05.; 07.06.; 28.06.; 12.07.) Einführungsveranstaltung: 12.04.2017, 14-16 Uhr
Aktuelle wie klassische kulturhistorische Studien setzen sich in besonderer Weise mit der Sinnlichkeit historischer Erfahrung auseinander. Diese betrifft nicht nur die allgegenwärtige Musealisierung der Geschichte, sondern zielt besonders auf die Frage, wie Geschichte seit der Moderne als Forschungsgegenstand konfiguriert wurde. Das Seminar erarbeitet daher zunächst einen Überblick über ästhetisch argumentierende Geschichtstheorien von Herder, Nietzsche, Burckhardt oder Benjamin bis hin zu Vertretern der französischen „Annales“ oder Carlo Ginzburg, welche das Sehen, Hören, Geschmack und Gefühl als historiografische Arbeit an Bildern, Papieren oder Denkmälern thematisierten.
In einem zweiten Schritt stellt das Seminar aktuelle Kulturgeschichten der Raumerfahrung, und sinnlichen Wahrnehmung vor, welche einschlägige Themen der Moderne wie Industrialisierung oder Urbanisierung neu erzählt. Im Mittelpunkt dieser Studien stehen vor allem Körper und Emotionen, Disziplinen und Gebrauchsweisen, welche die Genese moderner Medien entscheidend mitbestimmt. Abschließend zeigen ausgewählte Arbeiten zeitgenössischer Künstler, wie Ästhetik, Körper und Affekte einen neuen Sinn für Geschichte und Geschichtsschreibung erzeugen.  
Literatur:
David Howes (Hg.): A Cultural History of the Senses in the Modern Age. London u.a. 2014
(A Cultural History of the Senses, 6. Bd) 
Daniel Morat: Sinne. In: Anne Kwaschik/Mario Wimmer (Hg.): Von der Arbeit des Historikers. Ein Wörterbuch zu Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft. Bielefeld 2010, S. 183-186
Leistungsnachweis: Hausarbeit mit Referat oder Materialmanagement