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Tabuforschung

Interkulurelle Kompetenz erschöpft sich nicht in einer rein sprachlichen Handlungsfähigkeit - sie umfaßt vielmehr neben den verbalen auch nonverbale Kommunikationsmittel sowie Kommunizieren durch Schweigen. Kommunikationsrelevantes Schweigen realisiert sich allerdings nur dann, wenn alle Beteiligten in der Interaktion den Kode des Schweigens verstehen und anwenden. Wie andere Kommunikationsmittel, so ist auch das Schweigen kulturgebunden und somit ein Gegenstand des interkulturellen Fremdsprachenunterrichts.

Kulturbedingtes Schweigen hat Berührungspunkte zu Tabus und kann in interkulturellen Kontaktsituationen zu Mißverständnissen und Konflikten führen. Tabus sind negative Konventionen des Was nicht und Wie nicht und beziehen sich auf Handlungen und auf sprachliche Kommunikation; sie markieren, dass etwas nicht berührt werden soll, wobei die Berührung auch symbolisch sein kann. Tabus hängen einerseits mit Strategien des Unterlassens, Vermeidens, Verschweigens zusammen, so dass bestimmte Handlungen und Interaktionen ganz ausgespart bleiben; andererseits ermöglichen und erfordern Tabus aber auch die Anwendung von Strategeien des Verhüllens, Verschleierns, Beschönigens und Umgehens. Tabus gehen über das bloße Schweigen hinaus und stellen Ersatzmittel für die Kommunikation bereit. Sprache findet immer wieder neue Bewältigungsformen im Umgang mit Tabus!

Ausgehend von der Begriffsgeschichte des Wortes "Tabu" sowie seiner aktuellen Bedeutung und Verbreitung in zeitgenössischen Gesellschaften wird auf den folgenden Seiten ein Konzept dargestellt, das für die Analyse interkultureller Kontaktsituationen nutzbar gemacht werden kann. Gleichzeitig möchten wir dazu einladen, Fragen zum Tabukomplex in der interkulturellen Kommunikation zu diskutieren und mit uns in Kontakt zu treten.