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Ritualisierte Tabuverletzungen, Lachkultur und das Karnevaleske

Finnisch-Ungarisches Kultursemiotisches Symposium
Berlin, Frankfurt (Oder) und Slubice
9., 10. und 11. November 2000

 

Magyar Szemiotikai Társaság (Ungarische Gesellschaft für Semiotik) und Suomen Semiotiikan Seura (Finnische Gesellschaft für Semiotik in Verbindung mit Lehrstühlen und dem Interdisziplinären Zentrum für Ethik an der Europa-Universität Viadrina sowie der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin

Das Leitthema " Ritualisierte Tabuverletzungen, Lachkultur und das Karnevaleske " lädt zu Beiträgen über den in der Kultursemiotik bislang vernachlässigten Komplex der nonverbalen und verbalen Tabus sowie der ritualisierten bzw. institutionalisierten Tabuverletzungen in karnevalesken Kommunikationssituationen ein. Einen besonderen Bezugspunkt soll das Werk von Michail Bachtin (Literatur und Karneval. Fischer-TB.-Vlg., Ffm; ISBN: 3596274346) bilden.

Beiträge sollten nach Möglichkeit Theorie und Praxis miteinander verbinden, d.h. die Theorie am konkreten Material illustrieren bzw. aus der Beschäftigung mit dem konkreten Gegenstand theoretische Einsichten gewinnen. Wünschenswert sind Beiträge u. a. zu folgenden Aspekten:

Tabus und Tabuverletzungen sind an Zeichen geknüpft und selber Zeichen einer Kultur.

        * Wie lassen sich diese Phänomene zeichentheoretisch beschreiben und differenzieren?

        * Ist eine Unterscheidung zwischen verbalen und non-verbalen Tabus als Ausgangspunkt sinnvoll?


Tabus sind kontextsensibel, sie sind aufhebbar und gelten nicht absolut.

        * Können bzw. müssen (temporäre) Tabuaufhebung, Tabubruch, Enttabuisierung voneinander abgegrenzt werden?

        * Welche Faktoren determinieren Tabuverletzungen?


Tabubrüche geschehen selten zufällig, sondern haben eine Funktion für die infrage stehende Gemeinschaft.

        * Wie können Tabuverletzungen, temporäre Aufhebungen etc. als Teil eines Regelsystems, d.h. als ritualisiert und institutionell beschrieben werden?

 

 In jeder Gemeinschaft gibt es eine Vielzahl von Kontexten/Situationen, die Tabubrüche bzw. Tabuaufhebungen ermöglichen (z. B Arzt-Patienten-Kommunikation, Gerichtskommunikation, gesellschaftliche Umbruchsitiationen, Talk-Shows etc.).

        * Von wem, wann und wo dürfen welche Tabus gebrochen werden.

        * Welche Funktionen haben Tabubrüche?

        * Welche Differenzen gibt es hinsichtlich verschiedener Kulturen?

 

 Karnevaleske Situationen sind Teil einer Lachkultur (im Sinne Bachtins), die Tabubrüche ermöglicht.

        * Auf welche Weise ermöglichen karnevaleske Situationen bzw. spezielle Umgebungen Tabubrüche und Aufhebungen?

        * Welche Tabus dürfen jeweils gebrochen oder/und temporär aufgehoben werden?

        * Welche Tabubereiche sind von den Aufhebungen berührt und welche nicht (z.B. Sexualität, Tod etc.)