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Tomas Saraceno

Experimental Speculations/Speculative Experimentations,
Masterclass mit Tomás Saraceno: »Collectivities, Networks, Swarms. From Macro- to Microcosms«
Im Rahmen des Kolloquiums von Prof. Dr. Melanie Sehgal: Ästhetik im Anthropozän, MA Literaturwissenschaft: Ästhetik Literatur Philosophie, SoSe 2016

In der Masterclass beschäftigen wir uns mit der künstlerischen Praxis Tomás Saracenos, dessen künstlerische Forschung durch einen intensiven Austausch mit den Naturwissenschaften, der Architektur und dem Ingenieurwesen geprägt ist. Sie ist als eine künstlerische Exploration der gegenwärtigen sozialen und ökologischen Krisen lesbar und damit ein Beispiel für eine ästhetische Praxis im Anthropozän oder auch ein Beispiel für eine künstlerische Strategie, die moderne Bifurkationen aussetzt. In der Masterclass werden wir uns exemplarisch mit Saracenos jüngster Arbeit »Arachno Concert with Arachne (Nephila senegalensis), Cosmic Dust (Porus Chondrite) and the Breathing Ensemble« (2016) beschäftigen – einer Installation, die eine Vielfalt von Akteuren versammelt: Staub, Licht, Spinnen, der Ausstellungsraum und Besucher_Innen werden gleichermaßen zu Produzent_Innen des Kunstwerks und einer ästhetischen Erfahrung. Dieses Werk werden wir während des eintägigen Workshops im Studio Saraceno diskutieren und ggf. auch praktisch erforschen... Auf diese Weise werden wir die experimentelle und spekulative Dimension von Saracenos Werk befragen: In welchem Zusammenhang treten hier Kunst und Wissenschaft? Wie greift Saraceno auf andere Wissensformen – insbesondere naturwissenschaftliche und in diesem Fall die Spinnenkunde – zurück und inkorporiert sie in seine Arbeit? Und: führt dieser Prozess auch zu wissenschaftlichem Wissensformen zurück? Welche politischen Zusammenhänge und Phänomene ‚zwingen zum Denken’ (G. Deleuze) – und zum künstlerischem Ausdruck und wie lässt sich die Politik des Werkes selbst beschreiben? Worin besteht das Experiment und wer ist Untersuchungsobjekt, wer Akteur? Solche und ähnliche Fragen werden wir mit Saraceno und im Zuge der obligatorischen Vorbereitungssitzung diskutieren. Letztere dient vor allem der Formulierung eigener Fragen. Auf der Basis des Ausstellungsbesuches, der Lektüre der angegebenen Literatur und der eigenen Interessen bereitet jede/r Teilnehmer_In ein Set von Fragen, Diskussionspunkten und Inputs vor, die die Grundlage für die gemeinsame Diskussion mit Saraceno darstellen. Abgabe dieser Fragen und Diskussionspunkte an die Dozentin: 9.6.2016 (die Abgabe an mich dient v.a. der Moderation und Themenbildung, weniger der Kontrolle..)

Biographie:
Tomás Saraceno studierte von 1992 bis 1999 Kunst und Architektur an der Universidad de Buenos Aires. Von 2001 bis 2003 schloss sich ein Postgraduiertenstudium der Kunst und Architektur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle und Ben van Berkel an. Von 2003 bis 2004 besuchte der den Kurs »Progettazione e Produzione delle Arti Visive« an der Universität Venedig (UAV) bei den Professoren Hans Ulrich Obrist und Olafur Eliasson. Im Sommer 2009 nahm er am International Space Studies Program im NASA Ames Research Center, Silicon Valley, Kalifornien, teil. Im gleichen Jahr stellte Saraceno im Kontext der 53. Venedig Biennale aus und erhielt den prestigeträchtigen Calder Preise. Saraceno hat weltweit ausgestellt, in Einzel- und Gruppenausstellungen: Aerocene at Solutions COP21, Grand Palais, Paris, Arachnid Orchestra.Jam Sessions at NTU Centre for Contemporary Art Singapore, Le Bordes du Monde, Palais de Tokyo, Paris (2015), In orbit,  Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen K21 in Düsseldorf (2013–16) und On Space Time Foam, Hangar Bicocca in Milano (2012–13). Seit 2012, ist er Visiting Artist am MIT Center for Art, Science & Technology (CAST). Seine Arbeiten wurden auch in Museen wie das Museum für Zeitgenössische Kunst Villa Croce, in Genf (2014), The Metropolitan Museum of Art in New York (2012), und dem Hamburger Bahnhof, in Berlin (2011–12) gezeigt.

Saraceno's Werk kann als künstlerische Forschung bezeichnet werden, die neben der Kunstwelt im ständigen Austausch mit Architektur, den Naturwissenschaften und dem Ingenieurswesen steht. Seine schwebenden Skulpturen und interaktiven Installationen erkunden neue, reflektierte Formen des Umgangs und Wahrnehmens der Umwelt vor. Tomás Saraceno lebt und arbeitet in Berlin.