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Professur für Denkmalkunde

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Willkommen


 Die Denkmalkunde als ein praxisnahes Arbeitsgebiet bezieht sich nicht nur auf überkommene Objekte mit ihren mehrmals veränderten und verunklarten Strukturen. Sie behandelt auch Prozesse der Sinnstiftung und Wertzuweisung, durch die Kulturgüter zum geschützten Bestand werden (oder auch nicht).

Der Begriff Denkmalkunde ist bereits seit dem Historismus nachweisbar. In den letzten zwei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts bezog man ihn in der amtlichen Praxis der Denkmalpflege auf die fachinternen Methoden der Erfassung, Beschreibung, Klassifizierung aber auch auf die Problematik der Bewertung und Begründung des Denkmalwerts. Diese intrinsische Perspektive spiegelte vor allem die methodischen Bedürfnisse von Institutionen, die vor der Herausforderung standen (und weiterhin stehen) die Einmaligkeit von latent bedrohtem Kulturgut argumentativ und analytisch herauszuarbeiten und rechtlich zu sanktionieren. Dieses kunsthistorisch basierte und auf die Zeugnisse der Vergangenheit zentrierte Verständnis der Denkmalkunde nahm früher wenig Rücksicht auf Subjekte. Eine milieuspezifische Eigenlogik der Wahrnehmung und Aneignung von erhaltenswerten Infrastrukturen durch die Gesellschaft wurde kaum thematisiert. Auch eine zielsichere Wissensvermittlung lag weitgehend außerhalb des selbst abgesteckten Arbeitsgebiets. Dieses einseitig objektbezogene Verständnis der Denkmalkunde und der Denkmalpflege gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Ähnlich wie in der partizipativen Stadtentwicklung erkennt man auch beim Schutz des materiellen Kulturguts im öffentlichen Raum die Chancen der Zusammenwirkung mit der Zivilgesellschaft. Durch das ganzheitliche Verständnis der Denkmalkultur kommt es zunehmend zur „Pädagogisierung“ der Denkmalpflege und zu einer Ausdifferenzierung der Akteure und Rollen im Denkmalschutz.

Eine besondere Herausforderung in diesem Erweiterungsprozess muss einer Einrichtung zukommen, die frei von akuten Problemen der denkmalpflegerischen Praxis an einer kulturwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu einer kulturwissenschaftlich begriffenen Geschichts-. Sozial-, Politik- oder Sprachforschung kann und soll hier das Verständnis für Denkmalkunde erweitert werden. Demnach wird dieselbe als ein praxeologisches Feld verstanden. Hier werden verschiedene zerstreute Einzelerfahrungen der Denkmalkultur empirisch zusammengeführt und abstrahiert, um anschließend im Lichte verschiedener Wissenschaften betrachtet zu werden. Die disziplinären Überlappungen im Hinblick auf die Theorie und Methodik der Forschung werden geradezu gesucht, weil die Praxis des Denkmalschutzes selbst nicht in einem Vakuum, sondern in sozialen, ökonomischen oder rechtlichen Zusammenhängen stattfindet. Eben aufgrund dieser Bezugsvielfalt bezeichnet man dieses Feld im englischsprachigen Raum gern im Plural (Heritage-Studies oder -Sciences). Eine so definierte Denkmalkunde liegt quer zu allen etablierten Realwissenschaften.

Als besonders wichtige und aufschlussreiche Zeiträume für die denkmalkundliche Forschung gelten die Moderne, Spätmoderne sowie die Gegenwart. Der Grund dafür liegt in der Beschleunigung und Verdichtung von paradigmatischen Wechseln im sozialen und kulturellen Raum, die nicht ohne Konsequenzen für die kulturpolitische Praxis des Denkmalschutzes sind. Daher nehmen die Themen der Moderne und der Umgang mit dem älteren Kulturgut im Zeitalter der Moderne immer mehr Raum in der Tätigkeit der Professur ein. Hierzu zählt nicht nur das faszinierende, vor unserer Haustür liegende Thema der Grenzverschiebungen und der daraus resultierenden Implikationen für die Kulturlandschaft. Dazu zählt auch eine disziplinübergreifende Erforschung der städtischen Räume in Mittelosteuropa vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen anderen Themenkomplex bilden verschiedene unkonventionelle, bzw. ganz neue Anforderungen an die Denkmalpflege, die in den Curricula einschlägiger Studiengänge nicht abgedeckt werden können. Gerade dieses Wissens- und Forschungsspektrum steht im engen Zusammenhang mit dem weiterbildenden Masterstudiengang „Schutz Europäischer Kulturgüter“.