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Furcht, Fremdheit und Faszination. Europäische Perspektiven auf das Osmanische Reich


Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen stand die Geschichte der europäischen Frühneuzeit im Zeichen einer "Türkengefahr", die 1683 mit der zweiten Belagerung Wiens durch Großwesir Kara Mustafa Pascha ihren historischen Höhepunkt erreichte. Zugleich markiert der Sieg, den die christliche Verteidigungsallianz hier davontrug, eine Wende und Akzentverschiebung im politischen, militärischen und epistemologischen Verhältnis zu den Osmanen. Zwischen dem 18. und frühen 20. Jahrhundert ist eine Verlagerung von der Furcht zur Faszination zu beobachten, aus der exotisierende Turquerien ebenso hervorgingen wie die Wissenschaft der Orientalistik – jene spezifisch moderne Wissensformation, die Edward Said 1978 in seiner Studie "Orientalism" aus diskurskritischer und postkolonialer Perspektive analysiert hat. In Auseinandersetzung mit Saids epochemachender These verfolgt das Seminar Prozesse christlicher und europäischer Selbstverständigung im Spannungsfeld zwischen Abgrenzung und Annäherung: in den vielschichtigen Bildern vom osmanischen 'Anderen'.