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Schiffbruch. Maritimes Scheitern in der Neuzeit

Seminar: MA, MEK: Wissenskulturen - Wissenschaften, Religionen, Künste // KGMOE: Menschen - Artefakte - Visionen / Politische Ordnung - Wirtschaft - Gesellschaft // MASS: Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // Alle MAs: Optionsmodul „Transdisziplinäre Kulturwissenschaften“
3/6/9 ECTS-Punkte
Donnerstag, 16.15 - 17.45 Uhr
Veranstaltungsbeginn: 12.04.2018

Wer zur See fährt, kann Schiffbruch erleiden. Die gilt in besonderer Weise für die europäische Neuzeit, war es doch diese Epoche, die sich globale Herrschafts-, Kommunikations- und Wissensräume auf dem Seeweg zu erschließen begann. Die koloniale Expansion hatte auch für jene, die sie betrieben, ihren stets einzukalkulierenden Preis. Da verwundert es nicht, dass der Schiffbruch in den Mutterländern auch metaphorisch Karriere machte. So trat im Zuge innereuropäischer Herrschaftsverdichtung der christlichen Fundamentalmetapher des Kirchenschiffs das Bild vom Staatsschiff an die Seite – ein Bild, das immer auch die Möglichkeit des Versagens neuzeitlicher Herrschaftsorganisation einräumt. Das Seminar nähert sich dem Problem des Schiffbruchs inter- und multidisziplinär, indem es nicht nur nach der seefahrtsgeschichtlichen Relevanz maritimen Scheiterns fragt, sondern auch den literatur- und kunsthistorischen Repräsentationen des Sujets nachspürt. Es verfolgt die kulturellen Bedeutungen des Schiffbruchs bis zum Ende des verkehrstechnischen Primats der Seefahrt: von frühneuzeitlichen Robinsonaden, Lebenserzählungen und Reiseberichten über das Scheitern der Fregatte Medusa 1816 bis zum Untergang der Titanic 1912, einem der zentralen Mythen der Moderne.

Literatur: Hans Blumenberg: Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher, Frankfurt a. M. 1997.

Leistungsnachweis: Hausarbeit