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Zur Wissensgeschichte des Hörens in der Neuzeit

Seminar: BA, Kulturgeschichte-Vertiefung
6/9 ECTS-Punkte
Donnerstag, 10.15 - 11.45 Uhr
Veranstaltungsbeginn: 12.04.2018

Hörensagen und guter Ruf, Ohrenbeichte und Verhör, göttliche und gespenstische Stimmen und die Wirkungen von Klängen und Geräuschen auf Körper und Seele – im Verlauf der europäischen Neuzeit hat das Hören vielfältige kulturelle Bedeutungen und epistemische und soziale Funktionen entfaltet. Das Seminar beleuchtet die Geschichte des Ohres als Erkenntnisorgan: seine Relevanz für die Gewinnung von Wissen ebenso wie für dessen Verbreitung. Damit bewegt es sich im Rahmen einer Geschichte der Sinneswahrnehmungen, in der das Hören allmählich aus dem Schatten des Sehens heraustritt: in der ein zivilisationsgeschichtliches Narrativ hinterfragt wird, das die Moderne als eine Kultur des Visuellen entwirft und die Vormoderne auf eine Kultur des bloß Auditiven zurückstuft. In Auseinandersetzung mit dieser spezifisch modernen Hierarchisierung der Sinne untersucht das Seminar die Beziehung des Hörens zum Sehen im historischen Wandel. Es fragt nach den Funktionen des Hörens für die Strukturierung und Auflösung kommunikativer und politischer Räume und nach seiner Bedeutung für die Konstituierung und Gefährdung epistemischer, sozialer und personaler Ordnung.

Literatur: Jan-Friedrich Missfelder: Period Ear: Perspektiven einer Klanggeschichte der Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 21–47; Mark M. Smith (Hg.): Hearing History: A Reader, Athens, GA 2004; Netzwerk „Hör-Wissen im Wandel“ (Hg.): Wissensgeschichte des Hörens in der Moderne, Berlin / Boston 2017; Veit Erlmann: Reason and Resonance: A History of Modern Aurality, New York / Cambridge, MA 2010; Leigh Eric Schmidt: Hearing Things: Religion, Illusion and the American Enlightenment, Cambridge, MA 2000; Karl-Heinz Göttert: Geschichte der Stimme, München 1998.

Leistungsnachweis: Hausarbeit