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Russischer Raum: Raumbewältigung und Raumproduktion als Problem der russischen Kultur

3/6/9 ECTS
Seminar: MA, KGMOE: Zentralmodul / Räume – Grenzen – Metropolen // MEK: Zentralmodul Europäische Kulturgeschichte im globalen Kontext / Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum //  Master Kuwi: Kulturgeschichte // MICS: Culture, History and Societies in Central and Eastern Europe
Mittwoch,  9:15 - 11:45 Uhr, Ort: GD 07, Veranstaltungsbeginn: 14.04.2010

Die Überwältigung durch den „russischen Raum“ gehörte schon immer zu den Grunderlebnissen fast aller Russlandreisenden. Aber auch das russische Denken selbst kreiste von Anfang an um das „geographische Faktum“. Pjotr Tschaadajew hat in seiner „Apologie eines Wahnsinnigen“ von 1837 den Topos festgehalten, der bis auf den heutigen Tag in immer neuen Variationen wiederkehrt: „Es gibt ein Faktum, das unseren Gang durch die Jahrhunderte beherrscht, das unsere gesamte Geschichte durchwirkt und gewissermaßen ihre ganze Philosophie enthält, das in allen Epochen unseres Gesellschaftslebens gegenwärtig ist und ihren Charakter bestimmt; ein Faktum, das zugleich das Wesenselement unserer politischen Größe und die wahre Ursache unserer geistigen Ohnmacht ist: das geographische Faktum“. Umso erstaunlicher ist, wie wenig sich die moderne Historiographie um die räumliche Dimension russischer und sowjetischer Geschichte gekümmert hat. Dies scheint sich erst jetzt, im Gefolge des Zerfalls des sowjetischen Raumes, zu ändern – mit erstaunlichen neuen Fragestellungen und Perspektiven. Das Seminar wird anhand ausgewählter Texte einen Zyklus von Fragen, die allesamt um die räumliche Seite russisch-sowjetischer Geschichte kreisen, bearbeiten.
Literatur: Karl Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, Frankfurt am Main 2006 (Fischer Taschenbuch 16718)
Felix Philipp Ingold, Russische Wege. Geschichte – Kultur – Weltbild, München  2007 (Wilhm Fink Verlag)
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit