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Ringvorlesung "Gender Matters: Interventionen und Korrektive"

 

Die Ringvorlesung hat zum Ziel aktuelle Diskussionen, Perspektiven und Begriffe aus dem Bereich der Gender Studies in Form von Vorträgen und Berichten aus der politischen und pädagogischen Praxis sowie in Podiumsdiskussionen aufzugreifen und vorzustellen. Die Aktualität der Gender-Thematik in wirtschaftlich-politischen Krisenzeiten wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die Frage nach kritischen Interventionen durch Wissenschaftler_innen und Kollaborationen zwischen wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Akteur_innen und der Frage nach eingreifendem Forschen. Die eingeladenen Referent*innen aus unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen Disziplinen arbeiten mit Gender und Queer Theories im Hinblick auf verschiedene Themen- und Forschungsfelder. Ihre Beiträge und Perspektiven zeigen, dass Gender Studies und Queer Theory nicht disziplinär verankert sind, sondern inter- und transdisziplinäres Forschen, Denken und Arbeiten (heraus-)fordern. Die Vorlesung ist so konzeptualisiert, dass sie sich sowohl an theoretische Interessierte als auch an empirisch arbeitende Studierende und Mitarbeiter*innen der Universität richtet. Die vollständige Liste der einzelnen Veranstaltungen wird zu Semesterbeginn im Moodle und auf den Internetseiten der beteiligten Lehrstühle bekanntgegeben (Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie spätmoderner Gesellschaften/Deutsch-Polnische Kultur- und Literaturbeziehungen und Gender Studies).

Termine:

Vorlesungsreihe im Raum HG 162, mittwochs, 18-20 Uhr

24. April: Elvira Scheich: „Queering Nature: Feminismus, Ökologie und Politik“

Der Vortrag zeichnet neuere Entwicklungen der feministischen Wissenschaftstheorie und ihre Bezüge zur politischen Ökologie nach. In dieser Diskussion ist zunächst auf die Arbeiten von Donna Haraway einzugehen, die mit dem Begriff des/der cyborg

Themen und Herangehensweisen wesentlich beeinflusste. Weniger bekannt ist demgegenüber ihr Verständnis von significant otherness, mit dem die evolutionäre Ausdifferenzierung als gemeinsamen Geschichte einer wechselseitigen Konstitution als Differente, seien es Tiere, Pflanzen oder eben Menschen rekonstruiert und die daraus resultierenden existentiellen Bindungen in den Fokus der Analyse gestellt werden. Das so umrissene Terrain der naturecultures bildet die Grundlage für eine Neuorientierung feministisch-ökologischen Denkens und für die Verortung entsprechender Wissenschaftspraxen. 

 

8. Mai: Leah C. Czollek: „Das Projekt Social Justice. Instrument gegen strukturelle Diksriminierung: Intersektionaler Ansatz”

 

22. Mai: Urmila Goel: „Forschungsperspektive Intersektionalität“

Im Vortrag werden zuerst verschiedene theoretische Zugänge zu Intersektionalität, interdependenten Kategorien und verflochtenen Machtverhältnissen vorgestellt. Im Anschluss daran wird ein Angebot gemacht, wie Intersektionalität als Forschungsperspektive gedacht werden kann, und anhand von Beispielen aus verschiedenen Forschungsprojekten dargestellt, was dies jeweils bedeuten könnte.

Literatur zum Querlesen:

http://portal-intersektionalitaet.de/theoriebildung/schluesseltexte/

 

5. Juni: Volker Woltersdorf: „Queering Economy: Politische Ökonomie 

und Queer-Feminismus  im neoliberalen Kapitalismus.“

Spätestens seit der Krise des neoliberalen Kapitalismus stehen ökonomische Fragen auch auf der Tagesordnung Queerpolitik. Dabei war das Verhältnis der Analyse von Kapitalismus und Heteronormativität lange von wechselseitigen Auslassungen geprägt. Inzwischen häufen sich jedoch theoretische und politische Ansätze, die queer-feministische Perspektiven auf Arbeit und Kapitalismus eröffnen, zum Beispiel die Konzepte der „sexuellen Arbeit“ (Boudry/Kuster/Lorenz), der gouvernementalen Prekarisierung (Lorey), der “Care-Revolution” (Winker) oder der „divergenten Ökonomien“ (Gibson-Graham).

Trotzdem gibt es Konflikte um die Positionsbestimmung von Queerpolitik innerhalb von Kapitalismuskritik. Dabei steht auf dem Spiel, welchen Stellenwert die Kritik an der Normalisierung von Sexualität und Geschlecht innerhalb der neoliberalen Gesellschaftstransformation hat und was sie zu möglichen Auswegen daraus beiträgt. Handelt es sich hier um gemeinsame, gegenläufige oder völlig getrennt verlaufende Kämpfe? In jedem Fall ist eine Perspektive sexueller und geschlechtlicher Emanzipation beim Nachdenken über Re-/Produktionsverhältnisse unerlässlich.

 

7. Juni: Social Justice Training unter der Leitung von Leah C. Czollek und Gudrun Perko

Die Vorlesungsform wird durch eine Werkstatt erweitert, die auf ein prozessorientiertes Lernen abzielt und das Wissen auf praktischer Ebene vermittelt. Die näheren Informationen zu diesem Training befinden sich auf der offiziellen Internetseite der Trainerinnen:

www.social-justice.eu

 

3. Juli: Beate Binder, Birgit zur Nieden: „Interventionen: Buchvorstellung mit Podiumsdiskussion“

 

17. Juli: Anja Schmidt: "Geschlecht im Recht - Geschlecht durch Recht?"

Das Recht ist ein machtvoller Faktor bei der Gestaltung sozialer Beziehungen – einschließlich der Konstruktion des Geschlechts. Zunächst vergegenwärtigen wir uns, welche rechtlichen Normen unser Verständnis von Geschlecht mitprägen. Auf der Grundlage einer Analyse eines Auszuges eines Urteils des Bundesgerichtshofs  wird anschließend sichtbar gemacht, wie Recht – scheinbar ausschließlich natürlich vorgegebenes – biologisches Geschlecht mitkonstruiert. Der Gedanke der sozialen Konstruktion des biologischen Geschlechts durch Recht wird anhand der Trans*- und Inter*Personen betreffenden Rechtslage vertieft. Abschließend werden die diesbezüglichen Reformbewegungen einschließlich der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gemeinsam diskutiert.