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Sommersemester 2001

 

Chołuj: Literarische Auseinandersetzungen mit politischen und ethischen Fragen europäischer Revolutionen

Im Gegensatz zu den unter vielen Sachzwängen handelnden Politikern können es sich Schriftsteller in revolutionären Zeiten leisten, mit dem politischen Geschehen frei umzugehen - sie kritisieren, interpretieren und entwickeln politische Konzepte. Der Literatur wird die Kompetenz zugeschrieben, ethische und moralische Urteile zu formulieren. Aber wie gehen Autoren mit diesem Anspruch um, wenn sie auf Revolutionen literarisch reagieren? Die Französische Revolution, die polnische von 1905, die Russische Oktoberrevolution, die deutsche Novemberrevolution und die Solidarnosc-Bewegung sind Ereignisse, die wir in Texten von Büchner, Przybyszewska, Strug, Zeromski, Toller, Mühsam und Zagajewski reflektiert finden. Zu fragen ist, wie sich in ihren Werken politische "Notwendigkeiten" und ethische Werte zueinander verhalten: schließen sie einander aus, stehen sie im Widerspruch oder im Einklang zueinander?

 

Chołuj: Die deutsch-polnische Nachkriegsbeziehungen in der Essayistik

Obwohl man heute Schriftstellern und Intellektuellen in politischen Fragen weniger Autorität als früher zubilligt, werden ihre Texte zu politischen Themen weiterhin gern veröffentlicht und intensiv diskutiert, als würden sie ausschlaggebende Aussagen beinhalten. Solchen Texten, die den deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen gewidmet sind, werden wir uns zuwenden. Wir werden sie auf Stereotype, Tabus und neue Ideen hin analysieren und ihre Nachwirkung beobachten. Dabei wird uns auch das politische Engagement der zeitgenössischen Intellektuellen interessieren. J.J. Lipski, G. Grass, A. Szczypiorski, K. Dedecius sind u.a. die Autoren, deren Essays wir unter die Lupe nehmen.

 

Räther: Vom Kulturimperialismus zum Kulturdialog. Auswärtige Kulturpolitik gestern und heute

Das kulturelle Engagement eines Staates im Ausland spiegelt immer sowohl dessen außenpolitische Interessen als auch die kulturelle und kulturpolitische Verfasstheit wider. Im Zeitalter des Nationalismus war meist expansionistisches Sendungsbewußtsein die Triebfeder für auswärtige Kulturpolitik, wohingegend heute vor allem Dialogfähigkeit und ein weltoffenes Image demonstriert werden sollen. Im Seminar wollen wir die historische und politischen Bestimmungsaktoren sowie die praktischen Instrumente dieses Politikfelds analysieren und dabei verschieden Länder wie Deutschland und Frankreich, Polen und Tschechien u.a. vergleichen. Teil dieses Seminars wird ein von den Studierenden mitgestaltetes Symposium sein, zu dem wir Gäste aus verschiedenen Institutionen der auswärtigen Kulturpolitik einladen werden.