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Wintersemester 2005/06

 

Chołuj: Deutsche und polnische Literatur im Dialog (Mittwoch 18:15, Beginn 19.10., MA Literaturwissenschaften/Wissen-Kommunikation-Gesellschaft, HS, MES, MIK)

Eine geopolitische Nachbarschaft von Nationalstaaten ist zugleich auch eine Nachbarschaft von Kulturen. Beides findet ihren Niederschlag in der Literatur, die in sprachlichen Kunstwerken nicht nur einzelne politische Ereignisse thematisiert, sondern sich selbst an der Verflechtung von Sprachen, Symbolen und Topoi dieser Nachbarschaftskulturen beteiligt. Diese Texte bringen die Kulturen in Dialog, den wir analysieren werden. Uns wird vor allem interessieren, wie die Topoi aus den Nachbarkulturen in der eigenen kontextualisiert werden und wie sich die Literatur den politischen Prozessen nähert: ob es ein Versuch ist, den anderen zu verstehen oder ihn für andere Zwecke zu konstruieren. Das Material für unsere Analysen reicht von den Werken Bürgers und Mickiewicz, über Jurreit-Jannsen bis Grass und Liskowacki.

 

Chołuj: Polenreisen deutscher Schriftsteller vor und nach 1945 (Donnerstag 9:15, Beginn 20.10., MA Literaturwissenschaften/Sprache-Kultur-Identität, HS)

Reiseliteratur hat in Deutschland eine lange Tradition. Zur Goethe-Zeit reiste man jedoch eher in den Süden, wie er selbst, oder nach Frankreich wie Schlegel, gen Osten fuhren nur wenige wie Fritz von Baader. Diese Richtung ist erst im 20. Jh. populärer geworden. Döblin fährt nach Polen in den zwanziger Jahren, um Juden kennenzulernen. Jedoch erst nach der politischen Wende von 1989 wurde die deutsch-polnische Route im Kreise der deutschen Schriftsteller bevorzugt (Schneider, Grass, Bienek). In unserem Seminar werden wir repräsentative Werke der Reiseliteratur analysieren, und die Wandlung dieser Sondergattung verfolgen. Im Zentrum unseres Interesses wird auch das Literaturleben stehen, d.h. die Art und Weise, wie solche Reisen und Reiseliteratur vorbereitet und gefördert werden. Unter anderem lesen wir: Goethes Italienische Reise; Schlegels Reise nach Frankreich; Döblins Reise in Polen, Grass' Unkenrufe; Bieneks Beschreibung einer Provinz u. mehrere Texte jüngerer Schriftsteller aus der Zeit nach 1989.

 

Räther: Auswärtige Kulturpolitik und die europäische Herausforderung (Donnerstag 11:15, Beginn 20.10., BA Sozialwissenschaften - Vertiefung, GS Typ B, MES)

In den meisten europäischen Staaten steht der europäische Integrationsprozess ganz oben auf der außenpolitischen Agenda: sei es im Sinne einer Konsolidierung und Fortentwicklung der EU-Strukturen, der Behauptung nationaler Interessen oder des Strebens nach möglichst baldigem Beitritt. Die auswärtige Kulturpolitik begegnet der europäischen Herausforderung mit nationalstaatlichen Instrumenten und Ansätzen, soll gleichzeitig für die eigene Kultur , das eigene Land werben und zwischen den Kulturen vermitteln, Brücken schlagen, Verständnis und Verständigung befördern. Im Seminar werden zunächst Konzepte auswärtiger Kulturpolitik verschiedener Epochen und Staaten vorgestellt und analysiert, um im zweiten Teil die Rolle der grenzüberschreitenden Kulturarbeit im europäischen Integrationsprozess zu diskutieren. Dabei werden sowohl politisch-institutionelle als auch kulturkonstruktivistische Aspekte und Perspektiven berücksichtigt.

Literatur: Zum Einstieg umschauen auf: www.ifa.de/b/index.htm