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WS 2006/07

 

Chołuj / Dornhof: Gender in der Theorie und in der deutschen und polnischen Forschung

In der Vorlesung werden theoretische und methodische Konzepte der Genderforschung dargestellt, die für Kultur- und Sozialwissenschaften relevant geworden sind. Ihre Entwicklungen werden im transkulturellen Zusammenhang verfolgt. Gender wird als eine wissenschaftliche Ordnungs- und Hierarchisierungskategorie betrachtet, mit deren Hilfe gesellschaftliche Ordnungsmuster und wissenschaftliche Ansätze analysiert werden können, die in zwei unterschiedlichen Wissens- und Wissenschaftstraditionen entwickelt werden. Der Vergleich dieser Ansätze wird der Multiperspektive dienen, die den Zugang zu einzelnen Texten und Disziplinen erleichtert. In der Vorlesung wird Gender als Thema und als Kategorie auch in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen behandelt. Die Vorlesung führt in die Analysen von Methoden der Genderforschung ein, mit dem Ziel, die Studierenden zu befähigen, die gewählten Ansätze in verschiedenen Disziplinen auszuprobieren.

 

Chołuj / Räther: Das „Deutsch-Polnische Jahr 2005/ 2006“: Rahmenbedingungen, Projekte, Perspektiven

Das Beispiel des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006, in dessen Rahmen hunderte ganz verschiedene Projekte initiiert bzw. gefördert wurden, dient uns als anschaulicher Ausgangspunkt, um Fragen nach den Bedingungen, Intentionen und Auswirkungen von Kulturaustausch und sog. Kulturbeziehungen nachzugehen. Wie und warum instrumentalisieren Staaten, Gesellschaften und Institutionen Kunst und Kultur, um zu repräsentieren, in Kontakt zu kommen, Konflikte zu bearbeiten? Entstehen tatsächlich Beziehungen, oder ist es eher ein aktionistisches Strohfeuer? Im ersten Teil des Seminars werden wir uns theoretische Interpretationsansätze verschiedener Disziplinen zu Feldern wie Internationale Beziehungen, Kulturtransfer, Interkulturalität und Projektarbeit erarbeiten. Im zweiten Teil wollen wir versuchen, diese Ansätze für die Analyse des Deutsch-Polnischen Jahres bzw. einzelner Projekte nutzbar zu machen.

Literatur: Francziszek Grucza (Hg.), Tausend Jahre Polnisch-Deutsche Beziehungen: Sprache, Literatur, Kultur, Politik, Warschau 2001; Aus Politik und Zeitgeschichte (ApuZ), Nr. 5-6/2005: Deutschland und Polen, Bundeszentrale für politische Bildung, als pdf unter:

http://www.bpb.de/files/EF4HOZ.pdf

Infos zum Deutsch-Polnischen Jahr unter: http://www.de-pl.info

 

Chołuj / Balejko: Gender-Mainstreaming in der Praxis. Gender-Training und die EU-Richtlinien zur Gleichstellung der Geschlechter

Dieses Trainingsseminar umfasst vor allem drei Bereiche: Erstens Sensibilisierung der Teilnehmer des Seminars in Bezug auf die Gender-Problematik und das Problem anderer Differenzen wie Rasse, Nation, Religion und Weltanschauung, mit dem Ziel, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Aufarbeitung ihrer eigenen Beziehung zu diesen Kategorien zu ermöglichen; zweitens Kennen Lernen der einschlägigen EU-Richtlinien,der Geschlechterpolitik der EU und der Implementierung auf der nationalen Ebene (exemplarisch in Polen und Deutschland); drittens Analysen vor Ort in gewählten Institutionen und öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Banken, Unternehmen u.a.). Auf Grund von allen diesen Bestandteilen werden von den Studierenden Projekte ausgearbeitet, die sie selbst als Implementierung vor Ort konzipieren. Das Blockseminar umfasst Gender Mainstreaming Trainings, die durch Vertreter beider Geschlechter durchgeführt werden.

 

Chołuj: Deutsche Polenbegeisterung aus der Gender-Perspektive: Die Auseinandersetzungen um die „Polenbroschüre“ Bettina von Arnims

In drei Themenbereichen verfolgen wir die Zusammenhänge zwischen der Politik und Gender auf zwei Ebenen: in den Zeitdokumenten und in der Forschung zu Polenbegeisterung, hinter der sich die deutsche Befürwortung der freiheitlichen Bestrebungen der Polen im 18. Jahrhundert verbirgt: 1. Die deutsche Polenbegeisterung als ein historisches und politisches Phänomen; 2. Bettina von Arnims Interesse an Polen; 3. Der literaturwissenschaftliche Polen-Diskurs vor und nach der Wende von 1989. Diese Begeisterung, vor allem bekannt als ein kulturelles Phänomen, ergab sich aus dem innerdeutschen Defizit an demokratischen Strukturen, aus dem politischen Interesse an der Teilhabe solcher sozialen Schichten an der politischen Öffentlichkeit, die Tadeusz Kosciuszko in Polen mobilisiert und mit Anerkennung ihrer Mündigkeit geehrt hat. Davon, dass es ein Teil der Männergeschichte war, zeugt die Kontroverse um die Autorenschaft der Polenbroschüre. Der Frau Bettina von Arnim konnte man ein politisches Interesse am polnischen Nachbar gar nicht zugestehen. Aus der Forschung wird auch die Bedeutung anderer Frauen ausgeblendet. Diese Lücke versuchen wir zu schließen gemeinsam mit Ursula Püschel, Autorin zweier wichtiger Studien zu Bettina von Arnim, und mit unseren Analysen der Texte, die zu dieser Ausblendung beigetragen haben.

Literatur: Ursula Püschel (Hg.): Bettina von Arnims Polenbroschüre; Im Auftrag der Deutschen Akademie der Künste, Berlin 1954; dies.:

Bettina von Arnim – politisch, Aisthesis, Bielefeld 2005