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Gisela Notz "Familismus: Ideologie, Wirkungsmacht und feministische Gegenweh"r

Die Professur für Deutsch-Polnische Literatur- und Kulturbeziehungen und Gender Studies an der Europa-Universität Viadrina lädt ein zu einem universitätsöffentlichen Vortrag von 

Gisela Notz

zum Thema "Familismus: Ideologie, Wirkungsmacht und feministische Gegenwehr"

16. Mai 2019, 13:30 bis 15:00 Uhr im Collegium Polonicum in Słubice (Polen), Raum CP 153.

Die Ideologie des Familismus, die die gesellschaftliche Organisationsform aus dem Konzept einer „Idealfamilie“ ableitet, hat noch immer Hochkonjunktur.  In unseren Breitengraden herrscht das Leitkonzept der bürgerlichen (heterosexuellen) Vater-Mutter-Kind/er-Kleinfamilie vor, das vielen arbeitsmarkt- und anderen politischen Entscheidungen zugrunde liegt. Die Wirkmächtigkeit der Ideologie wird unterstützt durch den politischen Einfluss konservativer Kreise und christlicher Zirkel, die sich immer wieder darum bemühen, den Familismus gegen alle Auflösungserscheinungen zu verteidigen.

Von Seiten der FrühsozialistInnen, aber auch durch die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts herausbildenden bürgerlichen und proletarischen Frauenbewegungen gab es früh Kritik an dieser Ideologie, die immer auch antifeministisch ist, weil sie Frauen auf ihre scheinbar naturgegebenen Aufgaben verweisen will. Sowohl die ersten „alten“, als auch die „neuen“ Frauenbewegungen beließen es nicht bei der Kritik sondern entwickelten Forderungen, Vorstellungen und Gegenbewegungen, die heute, angesichts der rechtspopulistischen, konservativen AkteurInnen, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollen, wieder aktuell sind.  

Der Vortrag findet in deutscher Sprache und im Rahmen des Seminars „Social Protests and Gender Regimes“ statt. Die anschließende Diskussion wird in Englisch geführt.

 

Gisela Notz2(1) ©Notz

Dr. Gisela Notz ist freiberufliche Sozialwissenschaftlerin und Historikerin und hat der Technischen Universität in Berlin promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Sozial-, Alltags- und Zeitgeschichte, Solidarische Ökonomie, Arbeits- Familien- und Sozialpolitik, die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung und  historische Frauenforschung. Sie war Vorsitzende des Bundesverbandes profamilia e.V., sowie Stiftungsrätin der Bewegungsstiftung. Anstöße für soziale Bewegungen. Zu Ihren Veröffentlichungen gehören unter anderen die Bücher „Kritik des Familismus. Theorie und soziale Realität eines ideologischen Gemäldes“ (2014), und „50 Jahre 68. Warum flog die Tomate? Die autonomen Frauenbewegungen der Siebzigerjahre“, sowie zuletzt das Buch „Wegbereiterinnen. Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte“ (2018). 

 
http://www.gisela-notz.de/