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Übersetzung zwischen Kunst und Macht - Tagung 2012

Der Name des Schriftstellers/der Schriftstellerin prangt in großen Lettern auf der Titelseite einer Übersetzung. Die  übersetzende Person bleibt hingegen im Hintergrund, obgleich die Übersetzung immer häufiger als ein gleichberechtigtes, paralleles Werk zum Original verstanden wird. Dennoch gilt in der Übersetzungs- und Lektoratspraxis, im Ringen um eine ästhetische Äquivalenz, in der Regel das Primat, dass der Übersetzende möglichst keine eigenen Spuren hinterlassen soll. Er wird als unsichtbares Medium verstanden, dass durch das eigene Verschwinden gerade seine Präsenz unter Beweis stellt. Ist dieses Paradox übersetzerischer Tätigkeit überwindbar?

Die Übersetzung selbst aber ist ein wirkmächtiger Text. Von ihr hängt es ab, ob der Autor/die Autorin des Originals überhaupt in den Umlauf einer anderen Kultur gelangt. Die Qualität der Übersetzung entscheidet auch mit darüber, ob sich ein Autor in einer anderen Kultur etabliert. Die übersetzende Person greift in das Original, in dessen Form ein, verwandelt das ursprüngliche Werk, ist sein Wille zur Originaltreue auch noch so groß. In diesem Zusammenhang interessieren uns folgende Fragestellungen: Inwiefern ist es legitim, Übersetzungen für Träger der fremden, der anderen Kultur zu halten? Wann wird die Übersetzung zum Medium des Kulturtransfers? Was bedeutet in diesem Zusammenhang überhaupt Kultur? Wenn sich die Kultur, samt ihrer Texte, mit den dominanten Diskursen deckt, die zugleich ein- und ausschließen, dann wird in der Kultur vielleicht doch der Kampf um die eigene öffentliche Existenz ausgetragen, und dies gilt gleichermaßen für den Ausgangs- als auch den übersetzten Zieltext. Übersetzungen vermitteln nicht nur ein Bild von der anderen Kultur, sondern geben auch Aufschluss über das eigene Verständnis dieser anderen Kultur bzw. über die eigene Positionierung ihr gegenüber.

Die oben skizzierten Aspekte des Übersetzungsprozesses und die damit einhergehenden Fragen werden uns  während der  Tagung beschäftigen, zu der wir Sie am 25. und 26. Oktober 2012  herzlich ins Collegium Polonicum Słubice einladen!

Anmeldung und Information: Tomasz Dominiak dominiak@europa-uni.de

Das aktuelle Programm der Tagung finden Sie hier.