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Tandemvortrag

Tandem-Vortrag von Prof. Bożena Chołuj und Prof. Uwe Wirth zum Thema „Differenz“

Eine Veranstaltung des Lehrstuhls im Rahmen der Research Factory des Viadrina Centers B/ORDERS IN MOTION und des Projektes „Grenzgänge(r) der Wissenschaft zwischen Deutschland und Polen“.

27. April, 17 bis 19 Uhr, Europa-Universität Viadrina, Stephan-Saal im Postgebäude Logenstraße / Ecke Lindenstraße, Frankfurt/Oder.

Während der Veranstaltung werden folgende Vorträge gehalten:

Prof. Bozena Chołuj „Grenzgänge(r) der Wissenschaft im Kontext der Differenzforschung“

(Auf Grund von Krankheit, wird der Vortrag durch Christoph Maisch und Kinga Kuligowska, Doktorandinen des Projekts, durchgeführt)

Das Forschungsprojekt „Grenzgänge(r) der Wissenschaft zwischen Deutschland und Polen“ entstand im Rahmen eines größeren Konzeptes zu Differenzforschung, an dem unser Lehrstuhl mit einer Doktorand_Innengruppe seit zwei Jahren intensiv arbeitet, und wird, dank der Finanzierung durch die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, als sein erster Teil realisiert. Das Ziel des Projektes ist die Erfassung der Austausch-, Transfer- und Abgrenzungsprozesse von ausgewählten wissenschaftstheoretischen Konzepten und ihrer Vertreter zwischen Deutschland und Polen im 20. Jh. In diesem Zusammenhang wird länderübergreifend am Beispiel von ausgewählten Denkkonzepten (u.a. von Ludwik Fleck, Leon Chwistek) und Intellektuellen (Leszek Kołakowski, Zygmunt Bauman) im Bereich des Wissenstransfers geforscht. Anstatt des bisherigen asymmetrisch-dualen Ost/West Denkens - in abgeschlossenen nationalen Denkschulen, -stilen und -kategorien - wird an einem transnationalen Wissenschaftsverständnis gearbeitet, bei dem Zentrum-Peripherie-Diskurse hinterfragt werden. Ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit rücken die ideengeschichtlichen und personellen Verflechtungen, durch welche die Grenzen zwischen Erkenntnistheorie, Philosophie, Soziologie und Ästhetik an Schärfe verlieren. Die Öffnung dieser Grenzen zwischen den Disziplinen und zwischen den Nationalstaaten in Wissenschaftsbetrieben ist vor allem in methodologischer Hinsicht grundlegend für unser Projekt.

Prof. Uwe Wirth, „Differenz und Verbindung: Pfropfung als Kulturmodell“

Es gehört zu den Standardsituationen der Kulturwissenschaft, darüber nachzudenken, wie sich das Verhältnis zwischen Kulturen, aber auch das Verhältnis von Natur und Kultur bestimmen lässt. Dabei kann man heute eine ambivalente Tendenz beobachten: Zum einen wird in soziologischen, aber auch in literatur- und kulturtheoretischen Ansätzen der Aspekt der Differenz stark gemacht. Zum anderen ist ein anti-dichotomischer Denkstil zu beobachten, der, wie Zygmunt Bauman in seinem Buch Moderne und Ambivalenz schreibt, "das Prinzip der Opposition selbst, die Plausibilität der Dichotomie, die es suggeriert, und die Möglichkeit der Trennung, die es fordert", in Frage stellt.

So erklärt Bruno Latour in seinem Buch: Wir sind nie modern gewesen, Kultur solle nicht länger als Produkt einer Differenz zur Natur begriffen werden: Vielmehr gibt es ihm zufolge nur "Naturen/Kulturen": eine durch Binde- respektive Schrägstrich verbundene, historisch variable Vernetzung von Naturen und Kulturen.

Ich möchte in meinem Vortrag eine Möglichkeit vorstellen, den Bindestrich zwischen Naturen und Kulturen zu denken, die sich komplementär zu Latours Konzept der Hybriden verhält: Ich möchte vorschlagen, den Bindestrich durch das Modell der Aufpfropfung zu beschreiben, genauer gesagt: als Interferenz von Pfropfungs- und Hybridmodell.