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Sylvia Lundschien "Die Ästhetik des "wahren Selbst"

Die Ästhetik des „wahren Selbst“

In einer gegenwärtig stark auf Visualisierung bedachten Kultur konkurrieren Bilder in vielen Bereichen mit schriftlichem oder mündlichem Ausdruck und tragen so semiotisch komprimierte Ideen in weite Felder hinein. So sind auch Filme mit, über oder von Trans*Personen mittlerweile im euroamerikanischen Kino keine Neuheit mehr und erreichen auch mittels vielfältiger Medien ein größeres und nicht-akademisches Publikum. In einem regelrecht genretypische Erzählkanon werden reale und fiktive Lebensgeschichten von und über Trans*Personen oft im Moment der körperlichen und psychischen Transition eingefroren. Die „Illusion eines inneren Organisationskerns der Geschlechtsidentität“ (Butler) koordiniert hierbei die meisten dieser Erzählungen. Anhand zweier aktueller Filmbeispiele („Romeos“ und „Tomboy“, beide 2011) soll daher dieser ästhetischen Verschränkung zwischen akademischem und alltagsgebundenem Wissen zu und über Trans* nachgespürt werden. Das Zuschauen ist hierbei – im Sinne eines doing Sehen – ein kultureller Interpretationsprozess: Können Widerstände und Brüche der Wahrnehmung ein ästhetisches Vergnügen sein? Wieviel Voyeurismus benötigen blinde Flecke? Ist das Rauschen der Bilder die beschworene bruchhafte Wiederholung, die die eigene tägliche Arbeit an Gender-Vorstellungen verdeutlicht? Sagen die Körper die Wahrheit?

Sylvia Lundschien studierte von 2006-2010 Europäische Ethnologie und Russisch an der Humboldt-Universität zu Berlin. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich nach einem Auslandsaufenthalt in Moskau mit queeren Maskulinitäten und Heteronormativität im postsowjetischen Kontext. Seit 2010 studiert sie Intercultural Communication Studies an der Europa-Universität Viadrina und plant ihre Masterarbeit im Bereich interkulturelles Kunst- und Kulturmanagement.

Interessengebiete:

Männlichkeitsparadigmen/ Männlichkeitskulturen, Musikethnologie, Sound Studies, nächtliche Stadtkulturen, Kreativwirtschaft und Arbeit; Klassismus, Anthrozoologie; Island, Russland, Polen.

 

Text:

Die Ästhetik des "wahren Selbst"