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Sabrina Köhler: Sexuelle Kriegsgewalt. Eine kritische Auseinandersetzung mit einem Kriegsphänomen beispielhaft am Balkankonflikt.

Sexuelle Gewalt ist ein Phänomen aller bewaffneten Konflikte und findet als systematisch und strategisch eingesetztes Mittel die Formulierung der sexuellen Kriegsgewalt. Im Zuge von Eroberung, Vertreibung und Zerstörung wurde im Balkankonflikt massenhaft vergewaltigt. Im Kontext von Versklavung und Menschenhandel fand die sexuelle Gewalt eine organisierte Fortsetzung in den Kriegs- und Nachkriegszeiten.

Mit Bezugnahme auf die Geschehnisse im ehemaligen Jugoslawien kam es zu einer strafrechtlichen Einordnung sexueller Gewalt als ein Kriegsverbrechen und als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem internationalen Strafgerichtshof. Zudem wurden auf internationaler Ebene Resolutionen zu „Frauen, Frieden und Sicherheit“ verabschiedet.

Dazu wird dieser Beitrag kritisch aufzeigen, inwiefern sexuelle Gewalt im Kontext von bewaffneten Konflikten nicht nur als ein Phänomen während des Krieges, sondern ferner in der Nachkriegszeit und in den sogenannten Friedenszeiten thematisiert werden muss.

 

Im Kontext der Geschlechterzuschreibung konzentrieren sich verschiedene Beiträge zur sexualisierten Gewalt auf Frauen als Opfer und Männer als Täter. Aussagen und Berichte der Betroffenen zeugen indes von männlich dominerter Gewalt, welche in genderorientierten Forschungsansätzen in den Machtstrukturen aufgezeigt wird. Die stereotypische Konstruktion von Frauen primär als Opfer entsprechend einer Homogenisierung entgegen einer Subjektivierung birgt die Gefahr hin zur Instrumentalisierung für politische und kulturelle Zwecke. Denn im hierarchischen und patriarchalischen System eines militärischen Kontextes eskaliert die Gewalt und vornehmlich Männer werden zu Täter, aber auch zu Opfern. Zentral ist hierbei das Macht-und Herrschaftsgefüge als Ausdruck von Diskriminierung und Machdemonstration.

 

Sabrina Köhler (*1983) studierte European Studies an der Europa-Universität-Viadrina sowie zuvor Soziologie und Politik-/Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz. Über zwei Semester (2011 bis 2012)  führte sie Seminare zu dieser Thematik im Rahmen eines Lehrauftrages am Lehrstuhl Deutsch-Polnische-Kulturbeziehungen und Gender Studies an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), durch.

Interessengebiete: Forschungsansätze zu Macht, Geschlecht und Gewalt sowie Gendertheorien.

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