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Translation Studies

Wissenschaftliches Förderprogramm zur Unterstützung des Dedecius-Archiv und des Übersetzungsmoduls in MICS-Studiengang

Das Projekt, das 2009 am Collegium Polonicum in Słubice aus der Taufe gehoben wurde, greift auf zwei bereits am Collegium Polonicum bestehende Strukturen zurück: das Dedecius-Archiv und den Masterstudiengang „Interkulturelle Kommunikation“. Das Dedecius-Archiv ist eine Dauerleihgabe an die Europa Universität Viadrina und beherbergt wertvolle Vor- und Nachlässe von prominenten deutschen Übersetzern polnischer Literatur, wie zum Beispiel Karl Dedecius und Henryk Bereska. Der Grenzstandort sowie die Anbindung an das Dedecius-Archiv prädestinieren das Collegium Polonicum für ein solches Projekt.

In den Jahren 2010-2013 gehören zum Projekt: Vorlesungen und Seminare, Symposium zu translatorischen Themen, Lesungen, Übersetzungsworkshops unter Leitung von renommierten Übersetzer_innen, Ringvorlesungen mit Übersetzer_innen, Übersetzungstheoretiker_innen und Praktiker_innen aus dem Übersetzungsbetrieb, ein Dissertationsprojekt, in dessen Rahmen die Bestände des Dedecius-Archivs genutzt werden, sowie eine Publikation pro Jahr (Deutsch-Polnisches Übersetzungsjahrbuch "OderÜberSetzen").

Das Projekt richtet sich an Studierende der Europa-Universität sowie anderer Universitäten, an angehende und professionelle Literaturübersetzer_innen sowie an Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaftler_innen.

Das Konzept

Oftmals hängt es von der Qualität der Übersetzung eines literarischen oder wissenschaftlichen Werkes ab, ob dieses Aufnahme in eine andere Sprache, respektive Kultur findet. Eine qualitativ gute literarische oder wissenschaftliche Übersetzung ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Kulturtransfer. Im Gegensatz zum „mündlichen“ Übersetzen, das international stark subventioniert wird, wird übersetzte Literatur nicht unbedingt als förderungswürdiges europäisches Kulturgut erachtet. Vergleicht man beispielsweise die Ausgaben für den Sprachendienst der EU mit der gesamten literarischen Übersetzungsförderung innerhalb Europas wird diese Disproportion augenfällig. Literarisches und wissenschaftliches Übersetzen bleibt zumeist den Kräften des Marktes überlassen, auf dem Zeitökonomie und Kosten, nicht aber unbedingt translatorische Qualitätsstandards entscheidend sind.

Diese Überlegungen liegen dem Konzept von „Translation Studies“ zugrunde, welches am Collegium Polonicum, einer direkt an der deutsch-polnischen Grenze gelegenen deutsch-polnischen Gemeinschaftseinrichtung, entwickelt wurden. Hier an der Grenze scheint ein geschärftes Bewusstsein für Fremdsprachen zu bestehen. Der Wechsel von der Mutter- in die (mehr oder weniger beherrschte) Fremdsprache bildet einen festen Bestandteil des alltäglichen Umgangs der Bewohner_innen und der Studierenden miteinander. Es entwickelt sich eine für die Grenzregion typische zweisprachige Dynamik. Diese Grenzkultur profitiert von der Präsenz der Studierenden und Akademiker_innen vor Ort (in Słubice und Frankfurt). Wie jede lebendige Kultur speist sie sich u. a. aus dem Umgang mit der Literatur, in der die Möglichkeiten beider Sprachen, vor allem bei der Übersetzung, erkundet werden. Die deutsch-polnische Grenze als Studienort scheint ein zureichender Grund für solch einen aktiven Umgang mit den Sprachen zu sein.

Das Projekt will übersetzungstheoretische Ansätze in der Praxis erproben und dabei Modelle zur Lehrbarkeit wissenschaftlichen und literarischen Übersetzen entwickeln.  Überlegungen zur Lehrbarkeit literarischer Übersetzung betreffen vier Ebenen: Ideen zur Didaktik des Übersetzens, Probleme literarischer und wissenschaftlicher Übersetzung, Analysen von Übersetzungen, Konzepte zur Praxis des literarischen und wissenschaftlichen Übersetzens.

Darüber hinaus ist das Projekt als wissenschaftliches Förderprogramm zur Unterstützung des Dedecius-Archivs und des Übersetzungsmoduls im Masterstudiengang „Interkulturelle Kommunikation“ (MICS) an der Europa Universität Viadrina gedacht. Das Karl-Dedecius-Archiv am Collegium Polonicum in Słubice, eine Dauerleihgabe der Europa-Universität Viadrina, beherbergt den sogenannten „Vorlass“ von Karl Dedecius, dem Gründer des Deutschen Poleninstituts in Darmstadt und Herausgeber der Polnischen Bibliothek im Suhrkamp Verlag, der seine Übersetzungen, seine Korrespondenz mit Autoren und Wissenschaftlern sowie seine Bücher- und Kunstsammlung umfasst. Im Jahr 2005 hat das Archiv den Nachlass von Henryk Bereska aufgenommen. Mit dem Janusz Korczak-Nachlass, der ein Jahr später gewonnen werden konnte, erweiterte sich das Spektrum des Archivs. Weitere Vor- und Nachlässe deutscher und polnischer Übersetzer sind als Neuerwerbungen des Archivs anvisiert. Das Archiv ist in separaten Räumlichkeiten der CP-Bilbiothek untergebracht, wo individuelle Archivrecherchen möglich sind. Hier können Manuskripte, umfangreiche Korrespondenzen mit polnischen Schriftstellern, polnischen und deutschen Wissenschaftlern, sowie verschiedene Arbeitsversionen ein und derselben Übersetzung, anhand derer man den Übersetzungsprozess eines Werkes nachvollziehen kann, studiert werden.

Das Archiv ist eine ausgezeichnete Basis für die Arbeit zum Thema Übersetzung als Medium der Kommunikation, für die Forschung und für die Übersetzungsarbeit selbst. Durch diese Sammlungen entsteht am Collegium Polonicum ein Ort, an dem sich die Frage nach der Lehrbarkeit der literarischen und wissenschaftlichen Übersetzung wie von selbst stellt und nach Forschung und kulturellen Aktivitäten in diesem Bereich verlangt.

 

Mitarbeiter*innen

Veranstaltungen

Grundlegende Texte im Bereich der Translation Studies (für Hausarbeiten im Rahmen der Ringvorlesung)

"OderÜbersetzen. Deutsch-Polnisches Übersetzungsjahrbuch"
Das Jahrbuch wendet sich an ÜbersetzungspraktikerInnen, TranslatologInnen, alle am Thema Übersetzung Interessierte sowie im deutsch-polnischen Kultur- und Literaturaustausch Involvierte. Enthalten sind neben Übersetzungskritischem und -analytischem, Interviews mit ÜbersetzerInnen, Beiträge von ÜbersetzerInnen, die ihr Tun reflektieren, literarische Übersetzungen noch zu entdeckender AutorInnen und vieles mehr. Begründet wurde das deutsch-polnische Übersetzungsjahrbuch "OderÜbersetzen" 2009 an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), genauer gesagt, am Collegium Polonicum in Słubice, dem Vorlasshüter von Karl Dedecius' Briefen und Manuskripten. Hier finden Sie den Inhaltsverzeichnis des aktuellen Heftes. Mehr...

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