Seminar von Ievgeniia Voloschuk

MAL Vergleichende Literaturgeschichte: Übersetzung – Verflechtung – Transkulturalität - 3/6/9 ECTS 

Beginn: 17.10.2018

Der Zusammenbruch der Imperien um 1917/18, der den Untergang des alten Europas und zugleich einen Anfang der neuen Weltordnung markierte, übte einen ambivalenten Einfluss auf das öffentliche Bewusstsein der Zeitgenossen aus. Einerseits brachte er die Revolutionseuphorie hervor, in der die „utopische Energie“ der angekündigten radikalen Welterneuerung akkumuliert wurde. Andererseits provozierte er eine tiefe Skepsis gegenüber den bahnmachenden Umwälzungen, die nicht selten in eine Nostalgie nach der versunkenen „Welt von gestern“ mündete. Wie manifestierten sich beide Pole in der damaligen deutsch- und russischsprachigen Literatur, die sich sowohl mit dem Untergang des eigenen Reiches, als auch mit den ähnlichen Prozessen in den Nachbargesellschaften auseinandersetzte? Wie beeinflussten diese Stimmungen berühmte Einzelwerke, literarische Strömungen und kulturelle bzw. ästhetische Tendenzen der Zwischenkriegszeit, unter denen die Kunst der Avantgarde eine besondere Rolle spielte? Wie wird der Zusammenbruch der Imperien aus der Sicht der Gegenwartsschriftsteller*innen reflektiert? Diese Fragen sind zentral für das angebotene Seminar, in dessen Rahmen Studierende die Texte von J. Roth, St. Zweig, J. Erpenbeck, I. Babel, M. Bulgakov, A. Platonov, A. Blok u.a. diskutieren werden. Dabei sollen literarische Visionen vom Untergang der Imperien aus der komparatistischen Perspektive analysiert und in einem breiteren kulturellen Kontext verortet werden, der relevante Werke aus den Bereichen der Malerei, der Bildhauerkunst, der Architektur, des Kinos und der Musik umfasst.

Leistungsnachweis: Essays, Referat, Hausarbeit