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Strukturalismus

 
DozentTypVeranstaltungZeitOrt
Patrick Flack / Erik Martin MA Strukturalismus Mo 14-16  

Der Strukturalismus war eine geistesgeschichtliche Strömung zu der Namen wie Ferdinand de Saussure, Roman Jakobson, Claude Lévi-Strauss, Jacques Lacan und Roland Barthes gehören.  Auf seinem Höhepunkt in den 1960er Jahren dominierte der Strukturalismus das ganze Feld der europäischen und nordamerikanischen Geisteswissenschaften. Obwohl der Strukturalismus zu Anfang der 1970er Jahren rasch aus der Mode kam, haben sich viele wesentliche Konzepte des Strukturalismus weiterhin behauptet und gehören heute noch zur methodologischen Grundausrüstung vieler Disziplinen.

Der Strukturalismus ist/war eine Klasse von bestimmten interdisziplinären Methoden in den Sozial- und Geisteswissenschaften, die ihre Forschungsobjekte (Sprache, Literatur, Kultur) als hierarchisch organisierte Zeichensysteme begriffen und formalisierten. Dabei erhalten Zeichen Sinn nicht durch außersprachliche Intuitionen oder natürliche Äquivalente, sondern allein durch ihre Relation zu den anderen Zeichen, zumeist durch differentielle Opposition wie etwa Frau/Mann, oben/unten, roh/gekocht etc.

Bei der Darstellung des Strukturalismus dominiert zumeist der westeuropäische, ja frankophone, Blick und nur manchmal nimmt es wunder, dass zwischen Saussures fundamentaler Allgemeinen Sprachwissenschaft (1916) und Lévi-Strauss‘ Elementaren Strukturen der Verwandtschaft (1949) über ein Vierteljahrhundert liegt. Tatsächlich erlebte der Strukturalismus dazwischen keine Latenzphase, sondern eine Blütenzeit, die vor allem in Ostmitteleuropa zu lokalisieren ist. So lieferte etwa die sogenannte Prager Schule der strukturalen Linguistik um Jakobson, Nikolaj Trubeckoj und Vilém Mathesius ab den 1920ern Jahren einen wichtigen, aber oft nur halb-wahrgenommenen Beitrag in der Entwicklung des Strukturalismus.

Im Seminar werden wir einige zentrale Grund- und Gründungstexte des Strukturalismus lesen und ihn als Teil einer intellektuellen Verflechtungsgeschichte zwischen Ost und West begreifen. Daneben werden neuere Ansätze vorgestellt, die versuchen den dauerhaften Einfluss und das ungenützte Potential des Strukturalismus zu enthüllen.

Literatur:

Albrecht Jörn, Europäischer Strukturalismus: Ein forschungsgeschichtlicher Überblick, Tübingen 2007.

Patrick Sériot: Structure and the Whole: East, West and Non-Darwinian Biology in the Origins of Structural Linguistics, Boston 2014.

Leistungsnachweis: Essay, Referat und Hausarbeit