Die Vorstellung des Gartens als einem Ort der umhegten Natur, an dem sie auf ideale Weise den Bedürfnissen des Menschendienlich ist, ist Teil des imaginativen Grundvorrats zahlreicher Kulturen. Nicht selten wird der mythische Anfangszustand derSchöpfung als Garten beschrieben, etwa als Garten Eden in der Genesis oder als Goldenes Zeitalter in der Mythologie dergriechisch-römischen Antike. Den unmittelbaren Anlass für die Gartenbegeisterung des 18. Jahrhunderts lieferte natürlich AndréLe Nôtre mit der Anlage des Parks in Versailles und noch viel mehr William Kent mit seinem Gegenentwurf des englischenLandschaftsgartens. Die Namen beider Künstler wurden zu Losungen zweier unterschiedlicher Stile und ihre Parks zu Vorbildernzahlloser Nachahmungen in ganz Europa. Die Gärten des 18. Jahrhunderts existierten gleichsam in zwei Hypostasen: als realeParkanlagen in Adelsresidenzen und Fürstenhöfen und als literarische Texte, die einen wirklichen oder imaginierten Garten oderaber die Gartenkunst im Allgemeinen zum Inhalt hatten. An der Gartenkunst wurden ebenfalls zahlreiche poetologische Modelleentwickelt. Im Seminar werden wir einige zentrale Texte vor allem der deutschen und englischen Gartenliteratur lesen und diskutieren. |