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1968 in Ost und West

 
Dozent Typ Veranstaltung Zeit Ort
 Annette Werberger  MA  Seminar  Fr.  Block

1968 – das Jahr der Revolten war so uneinheitlich wie die Länder, in denen sich die Menschen erhoben. Überall erklang der Ruf nach einer freieren und gerechteren Gesellschaft. Doch gemeint war damit recht Unterschiedliches. Vor allem zwischen Ost- und Westeuropa verläuft eine bemerkenswerte theoretische wie praktische Demarkationslinie. Während im Westen die Jugend gegen das Establishment protestierte und die moderne Konsumgesellschaft in Frage stellte, kämpften die Bürger im Osten gegen den Stalinismus. So unterschiedlich die Anlässe und  Anliegen, so unterschiedlich waren die theoretischen Konzepte auf die sich die Protestierenden beriefen. Während der Kampf für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ im Prager Frühling  weitgehend von einem humanistischen Marxverständnis gespeist wurde, wie es etwa Georg Lukács oder die Theoretiker der jugoslawischen Praxisgruppe entworfen hatten, berief sich ein Teil der Wortführer des Pariser Mai auf einen „theoretischen Antihumanismus“, wie ihn eine strukturalistische Marxlektüre in der Folge von Louis Althusser propagiert.

Wir möchten im Seminar den unterschiedlichen Anliegen und theoretischen Konzepten in einzelnen Ländern wie etwa Frankreich, Rußland, der Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien, der Bundesrepublik und der DDR nachgehen. Je nach Präferenzen der Studierenden können weitere Länder bzw. Aspekte hinzugenommen oder Schwerpunkte verlagert werden.

 

Literaturhinweis: Mathias Richter/Inka Thunecke: Metamorphosen der Utopie. Rückblicke und Ausblicke nach Europa, Mössingen/Talheim 2005.