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Die Idee einer reine Poesie in der europäischen Literatur

 
Dozent Typ Veranstaltung Zeit Ort
Annette Werberger BA Seminar Einführung Mi 11.15-12.45 GD 07

Im Seminar wird der Vorstellung einer reinen Poesie in der europäischen Literatur kritisch nachgegangen. Nach einer Sitzung zu den unterschiedlichen Begriffen – reine Poesie (poésie pure), Absolute Dichtung, reine Form (czysta forma) etc. – werden wir den historischen und nationalen Kontexten nachgehen und vor allem poetologische Essays und Gedichte lesen. Auch die zeitgenössische Kritik dieser Form von Ästhetik etwa durch Lev Tolstoj oder den russischen Symbolismusstreit von 1910 wird exemplarisch thematisiert.

Es wird insgesamt um die kulturwissenschaftliche Rahmung eines für die Entwicklung der Literaturwissenschaft sehr bestimmenden Konzepts gehen.

Die Idee fand in ganz Europa mit lokalen Schwerpunkten Verbreitung: bei K. P. Moritz, Schiller, S. George und H. Ball, den Franzosen Gautier, Mallarmé und Valéry, beim Amerikaner T.S.Eliot, beim polnischen Avantgardisten Witkiewicz und der jiddischen Schriftstellerin Debora Vogel sowie dem russischen Symbolisten V. Brjusov. Weitere AutorInnen lassen sich je nach den linguistischen Interessen der TeilnehmerInnen leicht hinzufügen.

Die Auswirkungen dieser Idee für den literaturwissenschaftlichen Betrieb als ‚reine Ästhetik’ und ‚reine Lektüre’ hat nicht zuletzt Bourdieu in die „Die Regeln der Kunst“ für Frankreich folgenreich beschrieben und wurde von Jacques Rancière in den letzten Jahren noch einmal neu problematisiert.

 

Voraussetzung: Unbedingt die üblichen Ängste vor Lyrik und Poetik daheim lassen!

 

Literaturhinweis: Jürgen Brokhoff, Geschichte der reinen Poesie. Von der Weimarer Klassik zur historischen Avantgarde, Göttingen 2010.