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Gnosis und Moderne

 

DozentTypVeranstaltungZeitOrt
Erik Martin / Pablo Valdivia Orozco Seminar Gnosis und Moderne Fr. 10-14 tba 
Die Gnosis ist eine spätantike Religionslehre, welche die Selbstbefreiung der Seele durch Wissen (gr. „gnosis“) propagierte. Dieses Wissen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Der Schöpfergott (gr. „demiurg“) der materiellen Welt ist ein unvollkommener und böser Gott (der zumeist mit dem Gott des Alten Testaments identifiziert wurde). Das dem Menschen innewohnende geistige Prinzip (gr. „pneuma“) steht der schlechten Materie gegenüber und muss sie überwinden. Geleitet wird das Pneuma dabei von einem guten Lichtgott (Christus), der ein rein jenseitiges Wesen ist. Der radikale Dualismus, den die Gnosis zum transzendenten Prinzip erhob, hat in der europäischen Geistesgeschichte mannigfaltige Ausprägungen erfahren, die sich zuweilen explizit auf ihre (para)christlichen Wurzeln bezog.
Vor allem in der Mitte des 20. Jhs. gab es eine intensive Rezeption der Gnosis, die in Hans Blumenbergs "Die Legitimität der Neuzeit" (1966) einen wirkungsmächtigen Höhepunkt gefunden hat. Blumenberg sucht in der Radikalität der Gnosis auch einen Schlüssel für die Katastrophen von 1914-1945, die nicht zuletzt in verhängnisvoll unversöhnlichen Freund-Feind-Dichotomien ihren Ausgang nahmen. Im Seminar werden wir sowohl die Klassiker der (anti)gnostischer Literaturlesen (Valentius, Augustin) als auch Blumenbergs Werk kontextualisieren (Jonas, Taubes, Voegelin, Löwith, Schmitt).

Literatur: Hans Jonas: „Gnosis - Die Botschaft des fremden Gottes“. Frankfurt/Main 2008.

Leistungsnachweis: Referat, Essay, Hausarbeit