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Livia Plehwe

G-Material zur elementaren Gestaltung: eine Zeitschrift an der Kreuzung der Avantgarden

Das Dissertationsprojekt widmet sich der zwischen 1923 und 1926 von Hans Richter und Werner Gräff in Berlin herausgegebenen Zeitschrift G-Material zur elementaren Gestaltung. Welche Rolle kommt der Zeitschrift als Sammelbecken und Drehscheibe der Avantgarden der 1920-er Jahre zu? Geleitet vom Prinzip der „elementaren Gestaltung“ forderte G ganz im Sinne des Konstruktivismus die Abschaffung der Grenzen zwischen Kunst und Technik. Vom Dadaismus geprägt ging es jedoch auch um eine poetische Überbietung der Wirklichkeit. Konturieren sich die Begriffe „Modernität“, bzw. „Avantgarde“ im Rahmen der Zeitschrift neu, indem sie totalitäre Züge zu Tage treten lassen? Zeugt die Radikalität des ästhetisch-politischen Programms von einer dialektischen Spannung zwischen absoluter Bejahung und Vorrangstellung der Technik auf der einen und fortschrittsorientierter, auf Ökonomie, Effizienz und Funktionalität ausgerichteten Gestaltung auf der anderen Seite?

Die Zeitschrift soll unter mehreren Perspektiven erforscht werden: thematisch (neue Auffassung von Kunst und Kultur, Primat der Technik und Einsatz für neue, massenwirksame Medien), formal (graphische, typographische und rhetorische Gestaltung) und medial, also im Spektrum weiterer Medien der Avantgarde (Literatur, Malerei, Architektur, Photographie und Film). Ziel ist einerseits eine interdisziplinär ausgerichtete Geschichtsschreibung, wie sie insbesondere Walter Benjamin (selbst kurze Zeit „Mitarbeiter“ bei G) anstrebt, und andererseits ein Beitrag zu einer Soziologie, die Konstellationen und Netzwerke der künstlerischen und politischen Kultur der Weimarer Republik in den Blick nimmt.