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Eid, Bekenntnis, Versprechen

Professur für Westeuropäische Literaturen / Gastprofessur Pensées Françaises Contemporaines
Eid, Bekenntnis, Versprechen
3/6/9 ECTS
Seminar: MA Literaturwissenschaft: Zentralmodul // Philosophie und Literatur: Wechselwirkungen / Wissenskulturen und Künste // MEK Zentralmodul / Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste // MASS Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // Alle MAs: Optionsmodul Transdisziplinäre Kulturwissenschaften // MES
Dienstag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 06, Veranstaltungsbeginn: 18.10.2016

„Ich schwöre, Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend“, so der berühmte Anfang des Hippokratischen Eids. Horkos (altgriechisch „der Eid“, latinisiert Orcus) ist in der griechischen Mythologie die Personifikation der bindenden Kraft des Eides und bezeichnet ursprünglich auch den Gegenstand, auf den geschworen wird – wie den Styx, auf dessen Wasser die griechischen Götter ihre Eide ablegen.
Als Ritual und Sprechakt nimmt der Eid einen hohen symbolischen Stellenwert in der Gesellschaft ein. Darauf haben sich Historiker und
Kulturtheoretiker immer wieder berufen. Doch die Erklärungen begnügen sich meist mit Überlegungen zu den – jeweils durch die Vereidigung ermöglichten – sozialen Kohärenzen, die gewöhnlich als „Band der Gesellschaft“ charakterisiert werden. Das Seminar möchte diese Ansätze erweitern, indem es sich der langen Dauer der Denk- und Darstellungsformen des Eides, des Bekenntnisses und des Versprechens widmet. Ausgehend von Antike bis hin zu zeitgenössischen politischen Theorien und Praktiken untersuchen wir Vorstellungen zur menschlichen Sprache, wie sie in anthropologischen, philosophischen sowie in literarischen und künstlerischen Diskursen zum Ausdruck kommen. Auf diese Weise berücksichtigen wir Verbindungen zwischen Eidespraxis und Sprechakttheorie (Searle, Benveniste, Derrida), Wahrsprechen und Staatlichkeit (Foucault, Hobbes, Kafka, Schiller) und vergleichen diese mit anderen feierlichen Gebräuchen der öffentlichen bzw. theatralen Rede (Shakespeare, Kleist) und dem Bekenntnis des Glaubens (Augustinus, Montaigne, Rousseau).
Literatur: Wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme; Referat; schriftliche Hausarbeit