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Pensées Françaises Contemporaines

Das Projekt

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Das Programm "Pensées Françaises Contemporaines", und der gleichnamige Lehrstuhl (Lehrstuhl für zeitgenössische, französische Denkweisen), hat den Anspruch die Vielfalt der französischen Fachdebatten in Deutschland zu präsentieren. In diesem Zusammenhang verweist der Plural in ‚Denkweisen‘ (pensées) einmal auf die nicht reduzierbare Vielfalt der untersuchten Disziplinen und Inhalte des soziokulturellen Lebens. Zum anderen wird damit aber auch auf die zahlreichen Verknüpfungen und Diskontinuitäten zwischen Deutschland und Frankreich verwiesen. 2022 feiert das PFC-Programm sein 10-jähriges Bestehen.

Der Lehrstuhl widmet sich der Analyse, Rekonstruktion und Kritik dieser "zeitgenössischen französischen Denkweisen" (Pensées françaises contemporaines). Eine zentrale Rolle spielt es, hierbei zusammen mit den Partneruniversitäten, die Transformationen und Einflüsse von deutschen und französischen Debatten zu übersetzten, zu untersuchen und zu befruchten.

Diese Ausarbeitungen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten können in dieser Hinsicht fächerübergreifend die erkenntnistheoretische Positionen und die darüber hinausreichenden Überlegungen der Studierenden und Kolleg*innen der Geistes- und Sozialwissenschaften wie den Wirtschaftswissenschaften, der Geschichte, der Politikwissenschaft, der Philosophie, der Anthropologie, den Rechtswissenschaften oder der Soziologie sinnvoll bereichern.

Darüber hinaus hat der Lehrstuhl eine Plattform im Bereich Digital Studies geschaffen, sich verstärkt mit der Rolle und Integration der neuen Technologien und Digitalisierung in Bezug auf die Konzeption einer nachhaltigen Lehre in den Geistes- und Sozialwissenschaften auseinanderzusetzen, insbesondere in Krisenzeiten.

Dies bezeugt der Vergleich in den Wirtschaftswissenschaften, in denen es seit jeher gegensätzliche Denkschulen auf den gegenüberliegenden Seiten des Rheins dominieren: Während der Liberalismus in Frankreich geboren wurde, blieb Deutschland lange Zeit dagegen resistent, wie die historische Schule der Nationalökonomie bezeugt. Das 20. Jahrhundert war geprägt von unterschiedlichen Auffassungen von staatlicher Intervention, insbesondere in der Nachkriegszeit, wo die ordoliberale Prägung in der Bundesrepublik und der Keynesianismus und die Planifikation (le planisme) in Frankreich große Unterschiede markierten. Grade im aktuellen Kontext, der von Zusammenführung der vorherrschenden theoretischen Ansätze auf internationaler Ebene geprägt ist, könnte man untersuchen, was genau von diesen Unterschieden übriggeblieben ist und was die deutsch-französischen Debatten über die institutionelle Architektur der Eurozone aussagen.

Auch in der Rechtswissenschaft bleiben die nationalen Ansätze zur europäischen Integration oft konträr und insbesondere dort von Bedeutung, wo das Karlsruher Gericht dem Schutz der Grundrechte sowie den Grundsätzen der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit beimisst.

In Geschichte löst der Memorial-Ansatz einen Dialog aus, der von der „gekreuzten Geschichte“ und der Frage der Restitution getragen wird.

In den Bereichen Politikwissenschaft, Soziologie und Internationale Beziehungen sind die Ansätze weiterhin differenziert und erfordern einen nachhaltigeren Dialog, insbesondere zum europäischen Aufbau, der durch die Rückkehr des Krieges bedroht ist.

Philosophie und Literatur behalten eine besondere Schärfe im Hinblick auf die Relevanz der Aufklärungsphilosophie im aktuellen europäischen Kontext.

In diesem Sinne ist das Ziel des Lehrstuhls gemeinsame theoretische Ansätze und Rahmenbedingungen zu analysieren und die Besonderheiten der französischen Ansätze (vor einem deutschen und internationalen studentischen Publikum an der Viadrina) herauszuarbeiten, wobei ein besonderes Augenmerk auf deren Verbreitung und mögliche Neuinterpretationen im Ausland gelegt wird. Gerade dieser vergleichende Ansatz des Lehrstuhls spiegelt den Gründungsauftrag der Europa-Universität Viadrina wider, eine experimentelle Universität mit europäischer Strahlkraft zu sein.

Information in English

The programme "Pensées Françaises Contemporaines", and the chair of the same name (Chair for Contemporary French Ways of Thinking), aims to present the diversity of French specialist debates in Germany. In this context, the plural in 'ways of thinking' (pensées) refers on the one hand to the irreducible diversity of the disciplines and contents of socio-cultural life under investigation. On the other hand, it also refers to the numerous links and discontinuities between Germany and France. In 2022, the PFC programme will celebrate its 10th anniversary.

The chair is dedicated to the analysis, reconstruction and critique of these "contemporary French ways of thinking" (Pensées françaises contemporaines). A central role here, together with the partner universities, is to translate, investigate and cross-fertilise the transformations and influences of German and French debates.

In this respect, these elaborations of differences and commonalities can meaningfully enrich the epistemological positions and the reflections beyond them of students and colleagues in the humanities and social sciences, such as economics, history, political science, philosophy, anthropology, law or sociology.

Furthermore, the chair has created a platform in the area of Digital Studies to increasingly address the role and integration of new technologies and digitalisation in relation to the conception of sustainable teaching in the humanities and social sciences, especially in times of crisis.

This is testified by the comparison in economics, where opposing schools of thought have always dominated on opposite sides of the Rhine: While liberalism was born in France, Germany remained resistant to it for a long time, as the historical school of national economics testifies. The 20th century was marked by different conceptions of state intervention, especially in the post-war period, where ordoliberalism in the Federal Republic and Keynesianism and planification (le planisme) in France marked major differences. Particularly in the current context, which is characterised by the merging of the prevailing theoretical approaches at the international level, one could examine what exactly remains of these differences and what the Franco-German debates say about the institutional architecture of the Eurozone.

In jurisprudence, too, national approaches to European integration often remain at odds with each other and are particularly relevant where the Karlsruhe Court attaches importance to the protection of fundamental rights and the principles of subsidiarity and proportionality.

In History, the memorial approach continues to spark a dialogue nourished by “crossed history” and the question of restitution.

In Political Science, Sociology and International Relations, approaches still remain differentiated and require more sustained dialogue, particularly on European construction threatened by the return of war.

Philosophy and literature retain a particular acuity with regard to the relevance of Enlightenment philosophy in the current European context.

In this sense, the aim of the chair is to analyse common theoretical approaches and frameworks and to elaborate the specificities of French approaches (in front of a German and international student audience at the Viadrina), with a particular focus on their dissemination and possible reinterpretations abroad. It is precisely this comparative approach of the chair that reflects the founding mission of the European University Viadrina to be an experimental university with European appeal.

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