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Masterstudiengang

BKM-Projekt Siebenbürgen

BKM-Projekt ©sek

Rettung von akut gefährdeten Kirchenburgen Transsilvaniens. Ein BKM-Projekt im Kontext der deutsch-rumänischen Zusammenarbeit
s. auch: http://kirchenburgen.org/aktivitaten/gemeinschaftsprogramm/

In Rumänien findet sich mit der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgenlandschaft eines der wichtigsten Zeugnisse deutscher Siedlungsgeschichte im südöstlichen Europa. Dieses von der UNESCO gewürdigte Weltkulturerbe ist einmalig im Hinblick auf seine Authentizität, Dichte und Vielfalt. Der zweifellos sehr hohe Wert der mehr als 160 Kirchenburgen entspricht jedoch nicht ihrem Erhaltungszustand. Die einzelnen Objekte sind in unterschiedlich starkem Maße bedroht, wobei der Grad der Bedrohung in vielen Fällen noch nicht identifiziert und untersucht worden ist. Ohne eine fundierte Identifikation von akuten Gefahren kann es vollkommen überraschend zu schwerwiegenden Unfällen kommen. Ein Beispiel dafür und zugleich ein dringender Anlass für die geplanten Maßnahmen sind zwei Kirchturmeinstürze, die sich innerhalb von nur einer Woche im Februar 2016 in Roadeș und Rotbav ereignet haben.

Um derartigen Situationen vorzubeugen, wurde ein umfangreiches Programm von Bauuntersuchungen für bis zu 40 besonders gefährdeten Kirchenburgen vorbereitet. Es handelt sich um das umfangreichste Programm dieser Art in Rumänien. Es soll je zur Hälfte aus Rumänien (Eigenmittel der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien und Förderung des rumänischen Kulturministeriums) und Deutschland finanziert werden.

Der deutsche Anteil zur Untersuchung von 20 Gebäudeensembles wird seit Mitte 2017 von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bereitgestellt. Das Programm, das auch offiziell mit dem ECHY in Verbindung steht, soll bis zum Ende des Jahres 2018 abgeschlossen werden. Die Gesamtkoordination des von Deutschland aus finanzierten Programmteils übernimmt die Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder). Die Steuerung der Arbeiten vor Ort, die gemeinsam von renommierten rumänischen und deutschen Spezialisten durchgeführt werden, liegt in den Händen der Stiftung Kirchenburgen (Sibiu). Die einbezogenen Kirchenburgen werden zurzeit durch Expertenteams, die aus Statikern, Geologen und anderen Fachleuten bestehen, auf ihren Bauzustand und ihre Standsicherheit hin untersucht und die Ergebnisse in Fachgutachten zusammengefasst. In einer zweiten Phase führen Fachkollegen aus beiden Ländern gemeinsame Ortstermine und Inspektionen durch und entwickeln daraus Endberichte für alle Objekte. Die Beurteilung technischer Fragen unterstützt ein international erfahrenes Fachbüro aus Berlin-Brandenburg. An der Beratung zur denkmalpflegerischen Verträglichkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen wirkt die Professur für Denkmalkunde der Viadrina mit. Auch die Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudiengangs Schutz Europäischer Kulturgüter werden sich im Rahmen von Studienreisen mit dem behandelten Bestand und dessen spezifischen Problemen auseinandersetzen.

Mit Hilfe der Fachgutachten können die Stiftung Kirchenburgen und die Evangelische Kirche Rumäniens im Anschluss gezielt Spenden und Fördermittel einwerben, Baugenehmigungen bei den zuständigen Fachbehörden beantragen und erforderliche Reparaturen veranlassen.

Auch wenn das hiermit behandelte Problem im entfernten Transsilvanien liegt, ist die mangelnde Bauunterhaltung von historischen Sakralbauten in ländlichen Regionen schon längst auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern ein Thema. Die Eigentümerin der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen – die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien – hat in den letzten Jahrzehnten über 90% ihrer Mitglieder verloren. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern resultiert diese Schrumpfung nicht aus Kirchenaustritten, sondern fast ausschließlich aus der Auswanderung ehemaliger Gemeindemitglieder. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind jedoch ähnlich, so dass die aktuelle Situation in Siebenbürgen ein beispielhaftes Szenario für die bevorstehenden Entwicklungen in anderen ländlichen Regionen Europas ist.

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