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Masterstudiengang

Studieninteressierte

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Kreativ für die Praxis: Strategien zur Vermittlung von Kulturgeschichte und Denkmalpflege an der Viadrina

Sind unsere Branchen (Denkmalpflege, Bauen im Bestand, Restaurierung, Archäologie, etc.) stark genug, um sich auf dem höchst professionalisierten Informationsmarkt die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen? Jenseits der erforderlichen Ausbildungsstandards in den genannten Kernbereichen werden wir uns zunehmend auch der Gesellschaft, dem Informationstransfer, dem Kulturmanagement sowie dem Dienstleistungsmarketing widmen müssen. Der Markt für Dienstleistungen, die von Spezialisten (Freiberufler) an Spezialisten (Fachämter) angeboten werden, ist für die „Newcomer“ inzwischen schwierig geworden und zwar aus mehreren Gründen.

Die Tendenz zum Outsourcing und das parallele Wachstum des nichtstaatlichen Vergabesektors (Stiftungen, NGO´s) können gewinnbringend genutzt werden, wenn die Spielregeln (Projektmanagement, Fundraising, u.v.m.) bekannt sind. Wir möchten die „Spezialisten“ in die Methodenkompetenzen einführen, mit denen sie ihre eigene „Faszination Kulturgeschichte“ effizient vermitteln und zielsicher multiplizieren können. Damit können die Chancen der „Wissensgesellschaft“, des verschärften Standortwettbewerbs, des Bildungssystems und des stets wachsenden Inland-Tourismus sowohl für die Bearbeiter selbst als auch für die Anliegen des Denkmalschutzes und der Baukultur produktiv und gewinnbringend genutzt werden.

Dass der Vermittlung der denkmalpflegerischen Inhalte eine zentrale Rolle zukommt, wusste schon 1916 Max Dvořák, indem er seinen „Katechismus der Denkmalpflege“ veröffentlichte. Seine Botschaft blieb zeitlos, aber die Kommunikationskultur entwickelte sich seitdem erheblich. Im Zeitalter von Web 2.0 ist sie komplexer, vielfältiger und viel versprechender geworden. Die medial hochgradig verarbeiteten, kundenorientierten und interaktiven „story tellings“ werden inzwischen von allen weltweit führenden Museen einschließlich des Getty Institute eingesetzt. Deren Potential wird aber hierzulande im Bereich der Denkmalpflege noch zögerlich genutzt, obwohl der Besucheransturm am Tag des offenen Denkmals (durchschnittlich 5 Millionen Besucher) auf ein gewisses Interessenspotential verweist.

Es gehört daher zu den Ausbildungszielen des Studiengangs SEK, das Wissen um die o. g. PR-Techniken aufzugreifen. Verschiedene Projekte in Anlehnung an die soziokulturelle Wissensbasis, Museumspädagogik und Ausstellungsmethodik werden derzeit in Zusammenarbeit mit der Axel-Springer Akademie, der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie dem Berliner Landesdenkmalamt durchgeführt. Zu den weiteren Zielen des Masterprogramms gehören: die Optimierung der eigenen Tätigkeit für die „Freelancer“, die selbständige Projektentwicklung sowie Mittelakquise (Fundraising) in einem größeren Organisationskontext (Stiftungen, NGOs). Das Studium ist daher für Vertreter verschiedener Berufe des Kulturgüterschutzes ein Gewinn, weil die hier angebotenen Fächer in den klassischen Ausbildungsmodellen der Denkmalpflege kaum vorhanden sind. Auch die Absolventen anderer Studienrichtungen (z. B. Wirtschafts-, Sozialwissenschaften, Juristen oder auch Künstler) sind hier willkommen, weil sie möglicherweise neue A sätze und Sichtweisen bringen.

Vermittelt wird das theoretische und praktische Wissen unter anderem von ausgewiesenen Experten der UNESCO, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der Accenture GmbH, einem weltweit agierenden Management- und Outsourcing-Dienstleister. Praktische Einblicke in den Alltag des Kulturmarketings bietet eine enge Kooperation mit der Stiftung Stift Neuzelle, mit der Brandenburgischen Schlösser GmbH und mit mehreren Museen im Berlin-Brandenburgischer Raum. Das transdisziplinäre Studium mit über 20 beteiligten Praxisdozenten wird durch eine Reihe von Basisfächern aus verschiedenen Bereichen der Denkmalpflege abgerundet. Es handelt sich um Einführungen in die Archivkunde, Kulturlandschaftspflege, Museologie, Restaurierung und städtebauliche Problematik. Immer wieder werden auch als Gastdozenten Vertreter der Denkmalpflege aus Frankreich, Polen, Großbritannien, Holland und Rumänien eingeladen. Hinsichtlich der Masterarbeiten wird den Studierenden empfohlen, die Themen innerhalb der eigenen, gut vertrauten Berufsfel er zu suchen. Wichtig ist allerdings der Bezug zu dem erlernten transdisziplinären Wissen und die Praxisnähe. Die optimale Zielvorstellung ist daher, mit der Masterarbeit die eigenen Dienstleistungsideen wissenschaftlich zu definieren. Zur Marktreife können diese anschließend durch die Inanspruchnahme einer Existenzgründungsförderung gebracht werden. Hier bietet das Centre for Entrepreneurship der Viadrina eine professionelle Unterstützung. Eine gänzlich andere Möglichkeit ist ein Dissertationsprojekt.

Prof. Dr. Paul Zalewski