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Anerkennung für eine vielstimmige Erinnerungsarbeit – Viadrina-Absolventin Gabi Manns erhält Förderpreis des Botschafters der Republik Polen

Der Förderpreis des Botschafters der Republik Polen ging an die Viadrina-Absolventin Gabi Manns für deren Arbeit über die Neue Synagoge in Poznań. Die feierliche Preisverleihung fand am 9. Juli 2021 im Sitz der Polnischen Botschaft in Berlin statt. 

Gabi Manns erhielt den mit 1.000 Euro dotierten Hauptpreis in der Kategorie Abschlussarbeit für ihre Masterarbeit „Fragmente, Brüche und Kontinuitäten eines Erinnerungsortes – das Gebäude der Neuen Synagoge in Poznań“. Damit hatte sie ihr Masterstudium im Bereich „Soziokulturelle Studien“ an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Viadrina abgeschlossen. „Ich empfinde den Wissenschaftlichen Förderpreis als eine wichtige Anerkennung meiner Arbeit und als Stärkung der Erforschung deutsch-polnisch-jüdischer Kontexte. Ich freue mich, dass die Geschichte und die Gegenwart der Neuen Synagoge in Poznań durch die Auszeichnung an Aufmerksamkeit gewonnen haben,“ so Gabi Manns. Sie ergänzt: „Der Förderpreis bedeutet weiterhin die Anerkennung einer vielstimmigen Erinnerungsarbeit, die in Poznań von vielen Akteur:innen seit Jahren geleistet wird.“ Betreut wurde die Arbeit von der Axel Springer-Professur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration von Prof. Dr. Kerstin Schoor.

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S. E. Prof. zw. dr hab. Andrzej Przyłębski übergibt Gabi Manns den Hauptpreis in der Kategorie Masterarbeiten. Fotos: Dariusz Pawłoś


Gabi Manns konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die 1907 in Poznań eröffnete Neue Synagoge und deren Geschichte im Kontext von kollektiven und individuellen Erinnerungs-, Vergessens- beziehungsweise Verdrängungsprozessen. Die bis 1939 als religiöser Ort aktiv genutzte Synagoge an der Ulica Stawna, die für das vielfältige und reiche kulturelle jüdische Leben in der damaligen Provinz Posen fast symbolischen Charakter trug und die eine der größten Synagogen in der Region Wielkopolska (Großpolen) war, wurde 1943 von den Nationalsozialisten zerstört und deren Gemeinde fast vollständig deportiert und ermordet. Die Synagoge wurde für die Soldaten der Wehrmacht zu einem Schwimmbad umgebaut. Nach 1945 ging die Neue Synagoge in das Staatseigentum der Volksrepublik Polen über, wurde weiterhin als Schwimmbad genutzt und 2002 an die seit 1999 wieder bestehende Jüdische Gemeinde Poznańs zurückübertragen. Gabi Manns stellt in ihrer Arbeit dabei nicht nur die hier andeutend skizzierte, komplexe Geschichte der Synagoge dar, sondern geht auf die jeweils unterschiedlichen Zeiten ihrer Geschichte ein und analysiert deren sich kontrovers gegenüberstehende Wahrnehmungen in der Gegenwart. Sie macht sie so im Kontext gesellschaftlicher Erinnerungs-, Vergessens- und Verdrängungsformen sichtbar.

Seit 2008 verleihen die Botschaft der Republik Polen und das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften jährlich einen Wissenschaftlichen Förderpreis für herausragende innovative Dissertationen und Abschlussarbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zur polnischen Kultur und Geschichte sowie den deutsch-polnischen Beziehungen.

gruppe-poln-foerderpreis-600px ©Dariusz Pawłoś

Die Jury und die Geehrten: Prof. Dr. Alexander Wöll, Prof. Dr. Beata Halicka, Prof. Dr. Igor Kąkolewski, Prof. Dr. Gertrud Pickhan, Daniel Stienen, S. E. Prof. zw. dr hab. Andrzej Przyłębski, Prof. Dr. Arkadiusz Radwan, Gabi Manns, Johannes Czakai, Sven Jaros, Anna-Lena Krug, Nelli Felker.


Weitere Informationen auf den Seiten des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften: www.cbh.pan.pl

(HST)

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