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Professur Europa-Studien

Lehre und Forschung der Professur richten sich auf die zeitgenössischen politischen und gesellschaftlichen Prozesse in Europa. Im Zentrum steht dabei die Europäisierung – d.h. die Europa-Werdung – vormals nationaler politischer Einheiten auf dem gesamten europäischen Kontinent. Europäisierung beinhaltet vor dem Hintergrund seiner vielen Kriege und Konflikte zugleich Zerstörung und Wiederaufbau, Entgrenzung und Dynamik, Auflösung und Ordnung.

Europäisierung überschneidet sich mit dem Prozess der europäischen Integration, ist aber nicht deckungsgleich. Während die Europäische Union ein überwiegend wirtschaftliches, rechtliches und administratives Unterfangen geblieben ist, steht Europäisierung für ein simultanes Zusammenwachsen der Gesellschaften, Ökonomien sowie der Rechts- und Politiksysteme des europäischen Kontinents. Anders als die Rhetorik der europäischen Integration verheißt, traten und treten dabei erhebliche Widersprüche auf, sodass neben die Errungenschaften friedlicher Konfliktbeilegung und globaler Wohlfahrtsgewinne auch neue Gegensätze zu beachten sind. Die Eurozonenkrise in der Europäischen Union, der Krieg in der Ostukraine oder die europäische Flüchtlingskrise stellen mithin keine Pannen eines teleologischen Prozesses dar, sondern sollten als immanente Bestandteile des ambivalenten Charakters von Europa-Werdung verstanden werden.

Vor diesem Hintergrund werden Europa-Studien an der Professur nicht in einem affirmativen Sinne betrieben. Europäische Integration wird nicht als Ziel an sich angesehen, sondern im Hinblick auf seine Konsequenzen für Gesellschaft und Politik in Europa kritisch betrachtet. Hierzu wird methodischen und theoretischen Aspekten ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet mit inhaltlichen Fragestellungen zu politischen und gesellschaftlichen Phänomenen zwischen Atlantik, Ural und Bosporus. Im Einzelnen geschieht die Auseinandersetzung auf mehreren Ebenen:

  • Als historischer Ausgangspunkt hat häufig der Nationalstaat zu gelten, wobei dessen Gestalt und gesellschaftliche Einbettung im europäischen Vergleich höchst unterschiedlicher Natur sind.
  • In Westeuropa, später auch in Süd- und Mitteleuropa, wurde und wird die nationale Ebene durch Prozesse der transnationalen Politik überwölbt. Viele Bereiche der nationalen Politik sind daher als Wechselspiel mit transnationalen Organisationen zu verstehen; dazu gehören z.B. die Europäische Union (EU) oder die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
  • Eine hohe und eigenständige Bedeutung genießt die EU, weshalb ihr besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.
  • Im Osten Europa und an den europäischen Rändern unterscheiden sich angesichts der staatssozialistischen Vergangenheit die Herausforderungen an die nationale und transnationale Politik.

Die Lehrveranstaltungen der Professur lassen sich diesen vier Bereichen zuordnen. Hinzu kommen regelmäßige spezifische Lehrveranstaltungen der Studiengänge der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, insbesondere im BA Kulturwissenschaften (BA Kuwi), dem MA Europa-Studien (MES) sowie dem MA Soziokulturelle Studien (MASS). Folgendes Lehrangebot kehrt regelmäßig wieder:

  • BA Kuwi: Einführung in die Kulturwissenschaft
  • BA Kuwi: Politik und Kultur oder Transnationalisierung von Politik in Europa (jeweils Vertiefungsveranstaltung)
  • MA (MES und MASS): Political institutions and processes in the EU / Politische Institutionen und Prozesse in der EU
  • MA (MES und MASS): Political institutions and processes in post-socialist states / Politische Institutionen und Prozesse in postsozialistischen Staaten
  • Master- und Promotionskolloquium (verbindlich für alle, die an der Professur eine Abschlussarbeit schreiben)

 

 

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