Lehre

Lehrveranstaltungen
im Sommersemester 2023
Prof. Dr. Werner Benecke
Frankfurt (Oder) und Słubice 1945 bis heute
Präsenzveranstaltung: Dienstag, 9 bis 11 Uhr c.t., CP 152
BA Seminar: KuGe Einführung
1945 ist gewiss eine der größten Zäsuren der Frankfurter Stadtgeschichte: Das Niederbrennen der im Krieg nicht zerstörten, durch die Evakuation nahezu menschenleeren Stadt, die Grenzziehung an der Oder, die vollständige Neubesiedlung der ehemaligen Dammvorstadt, des heutigen Slubice, die langjährige Funktion Frankfurts als Transitstation von Millionen von Soldaten und entlassenen Kriegsgefangenen haben der Doppelstadt an der Oder ein ebenso schweres wie hochinteressantes Erbe aufgenötigt. Es war ein langer Weg bis zur „Stadt der Brückenbauer“. Das Seminar will versuchen, diesen Weg nachzuvollziehen, die tiefgreifenden Veränderungen für beide Städte und ihre jeweilige Bevölkerung nachzuzeichnen und dabei auch die noch vorhandenen Zeugnisse der Geschichte aufzusuchen und zu lesen. Große Teile der Veranstaltung sollen in thematischen Stadtteilexkursionen bestehen.
Prof. Dr. Werner Benecke
Fremde Freunde. Die Sowjetunion in der DDR
Präsenzveranstaltung: Dienstag, 16 bis 18 Uhr c.t., CP 153
MA Seminar: KGMOE Menschen – Artefakte – Visionen // MEK Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum // MASS Migration, Ethnizität, Ethnozentrismus // GMT Konflikt- und Gewaltgeschichte
Exakt 49 Jahre lang war die Präsenz der UdSSR und der Russischen Föderation in Mitteleuropa eine Alltäglichkeit. Hier standen die größten Ballungen sowjetischer und russischer Militärmacht weltweit, hier galt – mal stärker und mal weniger betont – dass das Lernen von der Sowjetunion den (recht diffusen) Sieg bedeute. So präsent die Sowjetunion in der SBZ und der DDR war, so sehr war sie auch ein sorgsam abgegrenzter Faktor, dem man nicht allzu nahe kommen sollte und durfte: Wie alle Freundschaftsgesellschaften, so trug auch die DSF dazu bei, eben kein lebendiges und objektives Bild von der Sowjetunion zu vermitteln, manche Kontakte erstarrten in Ritualen, manche – so jene in die Welt des Soldatenlebens – waren generell wenig erwünscht und bisweilen in riskanten Graubereichen angesiedelt. Das Seminar wird nicht zuletzt den konkreten Frankfurter Erfahrungen mit den fremden Freunden nachgehen und auch einen Vergleich zur Situation in der Volksrepublik Polen ziehen.
Prof. Dr. Werner Benecke
Im Schatten der Diktatoren: Finnland, die baltischen Staaten und Polen 1917 – 1941 – 2022
Präsenzveranstaltung: Mittwoch, 11 bis 13 Uhr c.t., GD Hs7
MA Vorlesung: KGMOE: Zentralmodul / Politische Ordnung – Wirtschaft – Gesellschaft // MEK Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum // GMT Konflikt- und Gewaltgeschichte
Erst mit dem Ende des großen Osteuropäischen Bürgerkrieges (1918–1921) erlangten Finnen, Balten und Polen ihre staatliche Eigenständigkeit und traten – mit Ausnahme Polens – erstmals in der Geschichte Europas als souveräne Staaten in Erscheinung. Doch sowohl das Deutsche Reich als auch Sowjetrussland / die spätere UdSSR betrachteten diese Staaten als Teile ihrer politischen, ökonomischen und strategischen Einflusssphären; beide erkannten die im Ergebnis der Kriege seit 1914 entstandenen Realitäten nur taktisch und unter offen geäußerten Vorbehalten an. Die im August 1939 im Hitler-Stalin-Pakt vollzogene Teilung Osteuropas in die Interessenssphären Berlins und Moskaus löste in Finnland, den baltischen Staaten und in Polen tiefe nationale Traumata aus, deren Kraft bis in die Gegenwart spürbar ist.
Dr. Markus Nesselrodt
Geschichte und Erbe des deutschen Kolonialismus
Präsenzveranstaltung: Mittwoch, 9 bis 11 Uhr c.t., GD 05
BA Seminar: KuWi Vertiefung / KuGe Vertiefung
Das Deutsche Reich war bis zum Ersten Weltkrieg das drittgrößte Kolonialreich der Welt nach Großbritannien und Frankreich. Doch die Geschichte der deutschen Kolonien in West-, Südwest-und Ostafrika sowie in Nordostchina und im Pazifik geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in relativer Vergessenheit. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis die koloniale Vergangenheit in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit rückte. Aktuelle Debatten etwa um die Rückgabe geraubter Kulturgüter oder menschlicher Überreste an die Nachfolgestaaten der ehemaligen deutschen Kolonien prägen die Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus. Dabei droht allerdings zuweilen, dass das Wissen um die historischen Ereignisse in den Hintergrund gerät. Im Seminar wollen wir uns deshalb dem Thema des deutschen Kolonialismus von beiden Seiten–der Gegenwart sowie der Vergangenheit–nähern. Ziel wird deshalb einerseits sein, die Genese und Praxis der deutschen Kolonialherrschaft zu verstehen. Anderseits werden wir nach dem Erbe dieser Vergangenheit und seinem Einfluss auf aktuelle postkoloniale Debatten fragen.
Dr. Markus Nesselrodt
Polski Berlin – Geschichte und Gegenwart polnischen Lebens an der Spree
Präsenzveranstaltung: Dienstag, 9 bis 11 Uhr c.t., GD 04
MA Seminar: KGMOE Räume – Grenzen – Metropolen // MEK Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum // MASS Urban Studies
Berlins Wurzeln sind slawischen Ursprungs. Die Bezeichnung „Berlin“ geht wahrscheinlich zurück auf das Wort brło, das mit Sumpf, Morast oder feuchte Stelle übersetzt werden kann. Aus dem Sumpf wurde die schließlich die größte und wichtigste Stadt in Deutschland. Wenngleich die Stadt heute selbstbewusst ihren multikulturellen Charakter annimmt, so steht die Geschichte der polnischen Präsenz in Berlin zumeist etwas im Hintergrund. Dabei war Berlin als Residenz der preußischen Könige und spätere Hauptstadt des Deutschen Reichs stets ein wichtiger politischer und kultureller Magnet für Pol:innen. Im Seminar werden wir uns auf den Zeitraum zwischen dem späten 18. Jahrhundert und der Gegenwart konzentrieren. Mit welchen Motiven gelangten polnische Besucher:innen und Zuwanderer:innen nach Berlin und welche Spuren hinterließen sie dort? Wir werden gemeinsam versuchen, das polnische Berlin anhand von individuellen Schicksalen zu verstehen. Geplant ist zudem eine Exkursion in die Gegenwart des polski Berlin.
Weitere Informationen finden Sie im aktuellen KVV sowie in den jeweiligen Moodle-Kursen.