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Transregional Sommer Akademie 2019

                                           imgonline-com-ua-Resize-GAogD2Sd2n ©Andrii Portnov


Sommer Akademie auf Youtubehttps://www.youtube.com/watch?v=pmekztPnAmA&list=PLFbYUJ0qgrEYGtlAsM0JtgiExrgIjbwJG

Transregional Academy

After Violence: The (Im-)Possibility of Understanding and Remembering

Dnipro, Ukraine, 10.–17. Juni 2019

Die Transregionale Akademie “After Violence: The (Im-)Possibility of Understanding and Remembering” war die dritte Sommerakademie, die vom Lehrstuhl für Entangled History of Ukraine und PRISMA UKRAЇNA Research Network Eastern Europe am Forum Transregionale Studien Berlin organisert wurde. Zwei vorherige Akademien fanden in Berlin (Dezember 2015) und Bucharest (Februar–März 2017) statt. Die Akademie in Dnipro wurde in Kooperation mit Center für Governance und Kultur in Europa an der Universität St. Gallen, Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder), Deutsches Historisches Institut Warschau, Zentrum für Angewandte Anthropologie (Kiew) und Tkuma Ukrainisches Institut für Holocaust Studien organisiert. Die letzte Einrichtung veranstaltete die Akademie in der südlichen ukrainischen Stadt Dnipro (bis 1926 Jekaterinoslaw, bis 2016 Dnipropetrowsk).

Während der Sommerschule wurde diskutiert, wie man physische und symbolische Gewalt versteht und wie man sich damit auseinandersetzt, auf welche Weise narrative Texte (mündliche und schriftliche Erinnerungen, Fiktion, Geschichtsschreibung, Kino, graphische Kunst, Denkmäler usw.) Erinnerung an traumatische Vergangenheit thematisieren oder darüber schweigen.

Die Teilnehmer von der Akademie waren StudentInnen und DoktorandInnen in Anthropologie, Film, Geschichts-, Literatur- und Politikwissenschaften von Universitäten in Belarus, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Japan, den Niederlanden, Poland, Rumänien, Ungarn und in der Ukraine. Die thematische Ausrichtung ihrer Projektpräsentationen schließt individuelle und öffentliche Erinnerungen vom Zweiten Weltkrieg in Belarus, Litauen, Russland und Ukraine ein; Geschichte der gezwungenen Migration im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet 1944–1945, Geschichte von armenischen Flüchtlingen in Großrumänien 1915–1940, Geschichte von tschechisch-deutschen Kindern in der Tschechoslowakei nach dem Jahr 1945; öffentliche Geschichte in der Post-Maidan-Ukraine und die Heroisierung von den Jugoslawienkriege in Serbien; Erinnerungen der nach Deutschland umgezogenen russischsprachigen jüdischen Migranten und Sexualität nach der Gewalt in Bosnien.

Alle Projekte wurden mit der Teilhabe von eingeladenen WissenschaftlerInnen vorgestellt und diskutiert: Korine Amacher (Universität Genf), Susi K. Frank (Humboldt Universität zu Berlin) Miloš Řezník (Deutsches Historisches Universität Warschau), Annette Werberger (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder), Alexander Wöll (Universität Potsdam).

Die Sommerakademie wurde mit dem Vortrag “How to Read the City? Dnipro and its Histories” von Tetiana Portnova (Nationale Universität Dnipro) eröffnet, der den wichtigen Teil des Programs betonte – eine dialogische Auseinandersetzung mit Dnipro, eine der größten ukrainischen Städte mit der vielschichtigen Vergangenheit als ein russisches kaiserliches Projekt, als eine wegen der Raketenindustrie geschlossene Stadt, als eine Stadt mit dem komplexen jüdischen und ukrainischen Erbe.

Während der Akademie besuchten die Teilnehmer das Museum «Jüdische Erinnerung und Holocaust in der Ukraine», das «Anti-Terrorismus Operation» Museum und das Diorama «Schlacht für Dnipro 1943» und machten zwei Exkursionen «Reste der Geschichte Jekaterinoslaws» sowie «Reste des sowjetischen Dnipropetrowsk». Alle Exkursionen wurden von Denys Shatalov (Tkuma Ukrainische Institut für Holocaust Studien) geplant und vorgestellt.

Die Erlebnisse wurden mit der Feldarbeit in drei Gruppen vertieft, die darauf gezielt war, den Ort und die Menschen zusammen zu bringen. Vor den Feldarbeiten fand der Vertrag “Fiedlwork in Dnipro: Theory, Merhods and Production of Anthropological Knowledge” von Iuliia Buyskykh (Centre for Applied Anthropology, Kyiv) statt.

Im Rahmen der Akademie fanden viele andere Gastvorträge statt, die auch für lokale Zuhörer zugänglich waren: die Vorlesung “Researching Violence in Socialist and Post-Socialist Societies” von Jan C. Behrends (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam), das Quellenseminar “The Impact of War, Violence and Dislocation on Lifeworlds of Ostarbeiter” von Carmen Scheide (Universität Bern), und die Vorlesung “Chernobyl as a Warning: Nuclear Energy and the Arrogance of Man” von Serhii Plokhy (Universität Harvard). Ein anderes Format war das Rundtischgespräch über persönliche Strategien in heutigen Geistes- und Sozialwissenschaften, das von Iuliia Buyskykh und Viktoriia Serhiienko (M. Hrushevsky Institut der Ukrainischen Archeogräphie und Quellenstudien, Kiew) moderiert wurde.

Ein zusätzlicher Teil des Programs war die Eröffnung der Kunstausstellung “I still feel sorry when I throw away food – Grandma used to tell me stories about the Holodomor” von Andrii und Lia Dostlieva im Museum «Jüdische Erinnerung und Holocaust in der Ukraine». 

Deutschsprachige Publikation von Susi K. Frank über die Ausstellung von Andrii und Lia Dostlieva: http://www.novinki.de/heilung-durch-empathische-verfremdung/

Russischsprachige Publikation über die Vorlesung von Tetiana Portnova auf der Webseite der Jüdischen Gemeinde Dnipros: http://djc.com.ua/news/view/new/?id=21561&lang=ru