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Monett Reißig, M.A.

„La reine n‘a jamais été belle“. Körper, Herrschaft und Emotionen in Selbstzeugnissen der Neuzeit
(17. und 18. Jahrhundert)



Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich anhand höfischer Selbstzeugnisse mit den Vorstellungen und der Diskursivierung ‚schöner Körper’ und ihrer Bedeutung für Beziehungskonfigurationen am Fürstenhof. Das Vorhaben verortet sich programmatisch innerhalb der Konzeption einer Ökonomie sozialer Beziehungen. Dabei fokussiert es auf den (un)schönen Körper, dessen Inszenierung und Diskursivierung als Ressource und Gegenstand einer „sozialen Technik des Transfers, der Bewertung und der Konvertierung“ (G. Jancke / D. Schläppi) gelesen werden soll. Körperschönheit gerät so als ein sozial, kulturell und politisch relevantes Vermögen in den Blick, welches in verschiedenen Kontexten verhandelt, bekräftigt, erinnert, attestiert oder dementiert wurde – und für die historischen Akteurinnen und Akteure eine mitunter bedeutende machtpolitische Produktivität zu entfalten versprach. Die Untersuchung macht sich zur Aufgabe, die Situationen und Variablen dieser ‚Verhandlung’ von Schönheit zu ermitteln und visiert so einen Zusammenschnitt von Kultur- und Politikgeschichte an. Denn die erzählten Körper werden in den Zeugnissen als Teil sozialer und machtökonomischer Strategien lesbar und offenbaren ihre Verflechtungen mit moralischen, politischen, kulturellen und religiösen Fragen und Spannungen der Zeit.

Die Annahme, dass (sowohl leibliche als auch inszenierte) Körper als Manifestationsort von Schönheit im Lauf des 18. Jahrhunderts deutlich an Gewicht gewinnen – und zwar in eben dem Maße, in dem Geschlechterkonzepte verkörperlicht und zunehmend biologisiert werden –, soll überprüft und mit Blick auf Strategien der Ästhetisierung von Körpern beleuchtet werden. Ausgehend davon, dass die Diskursmacht, die an Schönheit gebunden und durch die Schönheit erzeugt wird, eng mit der Wirksamkeit „performierter Emotionen“ (C. Jarzebowski) verzahnt ist, soll in diesem Zusammenhang nach der Kodierung von Emotionen in körperbezogenen Verhandlungssituationen gefragt werden. Die in den Selbstzeugnissen (vor allem des 17. und 18. Jahrhunderts) bemerkenswerte Präsenz ‚(un)schöner Körper’ lässt vermuten, dass Schönheit und Hässlichkeit von den Akteurinnen und Akteuren als Mittel und Instrumente im Feld des Emotionalen – sei es individuell oder kollektiv – wahrgenommen und auch mobilisiert wurden. Die Untersuchung von Schönheitskonzepten und -diskursen in fürstlichen Selbstzeugnissen ermöglicht damit einen vielversprechenden emotionsgeschichtlichen Blick auf Herrschaftskonzepte und deren Legitimierung.