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Lüge, Täuschung und Verstellung in der Neuzeit

MEK Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste // KGMOE Menschen – Artefakte – Visionen // MASS Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // MAL Wissenskulturen und Künste // alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften
3/6/9 ECTS
Dienstag: 11:00 - 13:00 Uhr
Raum: AM 202
geplant: Präsenz ab 19.04.2022

Die Frühe Neuzeit war eine Kultur der Verstellung. In der politischen Theorie ebenso wie in der höfischen Gesellschaft konnten Lüge und Täuschung als elementare Überlebenstechniken aufgefasst werden. Und selbst im Raum des Religiösen ließ sich das Verleugnen des eigenen Glaubens als ein Mittel seiner Bewahrung rechtfertigen. Vorausgesetzt war die Betrachtung des Lebens als ein Theater und Schauspiel: als ein Zustand der Uneigentlichkeit vor dem eigentlichen Leben, das nach dem Fallen des letzten Vorhangs begann. Diese Sicht änderte sich mit der Emergenz aufklärerischen Denkens. Die Aufklärung etablierte eine Kultur der Authentiziät, Aufrichtigkeit und Transparenz, die im kategorischen Verbot des Lügens bei Immanuel Kant ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Das Seminar verfolgt die Geschichte der Unwahrheitsproduktion von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne – im Horizont der bemerkenswerten Konjunktur der Lüge in politischen und medialen Diskursen der Gegenwart.

Literatur: Barbara Stollberg-Rilinger: Aufrichtigkeit, Lüge und Verstellung, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 14/1 (2020), S. 65–76; Dallas G. Denery: The Devil Wins: A History of Lying from the Garden of Eden to the Enlightenment, Princeton / Oxford 2015; Martin Doll: Fälschung und Fake. Zur diskurskritischen Dimension des Täuschens, Berlin 2012; Jon R. Snyder: Dissimulation and the Culture of Secrecy in Early Modern Europe, Berkeley, CA 2009; Wolfgang Reinhard (Hg.): Krumme Touren. Anthropologie kommunikativer Umwege, Wien / Köln / Weimar 2007; Oliver Hochadel / Ursula Kocher (Hg.): Lügen und Betrügen. Das Falsche in der Geschichte von der Antike bis zur Moderne, Köln / Weimar / Wien 2000; Peter von Matt: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist, München / Wien 2000.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit