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Von bösen Blicken und der Macht der Klänge. Zur Geschichte der Sinneswahrnehmungen

BA Kulturgeschichte - Einführung // BA Kulturwissenschaften - Einführung
CuSo Modul 3 und Modul 4: Europe/s – History, Culture, Politics
6 ECTS-Punkte
Donnerstag: 16:00 - 18:00 Uhr
Raum: AM 202
geplant: Präsenz ab 21.04.2022


Die fünf Sinne gehören zur anthropologischen Grundausstattung des Menschen. Zugleich unterliegen Hören, Sehen, Riechen, Tasten und Schmecken historischem Wandel und kultureller Varianz. Dies gilt nicht allein für die Gegenstände von Sinneswahrnehmungen, sondern auch für die Definition, Ordnung und Hierarchisierung der einzelnen Sinne sowie für die Art und Weise, wie sie zur Erschließung der Welt eingesetzt werden. Es gilt, kurz gesagt, für das Wissen von den Sinnen ebenso wie für das Wissen, das durch die Sinne gewonnen werden kann. Das Seminar untersucht die unterschiedlichen Bedeutungen und Funktionen, die auditiven, olfaktorischen und visuellen Wahrnehmungen zwischen dem 16. und frühen 20. Jahrhundert zugeschrieben werden konnten. Die Macht der Glocken zeigt es ebenso wie die Wirkung von Klängen und Geräuschen auf Körper und Seele, der Geruch des Fremden ebenso wie der böse Blick: Die Sinne besaßen einen wichtigen Stellenwert in der Konstituierung und Gefährdung religiöser, sozialer, politischer und personaler Ordnung und der Hierarchisierung von Rassen, Klassen und Geschlechtern. Um dies herauszuarbeiten, problematisiert der Kurs ein noch immer wirkmächtiges zivilisationsgeschichtliches Narrativ, das die Moderne als eine Kultur des Visuellen entwirft und die Vormoderne auf eine Kultur der Nahsinne zurückstuft.

Literatur: Ulrike Krampl / Regina Schulte (Hg.): Verstörte Sinne, Göttingen 2020; Constance Classen (Hg.): A Cultural History of the Senses, 6 Bde., London 2014; Mark M. Smith: Sensing the Past: Seeing, Hearing, Smelling, Tasting, and Touching in History, Berkeley, CA 2008; Robert Jütte: Geschichte der Sinne.

Leistungsnachweise: Referat und Hausarbeit