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Prof. Dr. Claudia Weber

Weber-Claudia_MG_5614_1 ©Pressestelle EUV

Kulturwissenschaftliche Fakultät (Kuwi)
Professurinhaberin Professur für Europäische Zeitgeschichte

Logenstraße 11
15230 Frankfurt (Oder)
🏠 LH 215
☏ +49 335 5534 2361
✉ cweber@europa-uni.de

Sprechzeiten

Im Sommersemester 2022 findet die Sprechstunde von Frau Prof. Weber jeweils montags von 11:30 bis 12:30 Uhr in Präsenz (Raum LH 215) statt, beginnend am 25.04.2022.

Um vorherige Anmeldung per E-Mail an zeitgeschichte-whk@europa-uni.de (bis samstags, 24:00 Uhr) mit kurzem Hinweis auf Ihr Anliegen wird gebeten.


Forschungsschwerpunkte

  • Gewalt- und Diktaturengeschichte des 20. Jahrhundert
  • Kulturgeschichte des Kalten Krieges
  • Vergleichende Imperiengeschichte
  • Historische Europäisierungsprozesse und Geschichte von Europakonzepten

Ambivalenzen der Europäisierung

Die widersprüchliche, weil so zerstörerische wie zukunftsweisende Geschichte des europäischen Kontinents fasziniert mich von Beginn meiner wissenschaftlichen Karriere an. Als Historikerin mit einem dezidierten Forschungsinteresse an der ost- und südosteuropäischen Geschichte habe ich den teleologischen Fortschrittsnarrativen der europäischen Integration häufig kritisch-reflektierend gegenübergestanden. Ebenso kritisch verfolge ich seit den 1990er Jahren stereotype Erzählungen über eine kulturelle „Andersartigkeit“ Osteuropas, über nachholende Modernisierungen, verspätete Nationsbildungen und historisch erklärte „immanente“ Demokratiedefizite der Region. Mit dem Forschungsprojekt „Ambivalenzen der Europäisierung“ verbinde ich die wissenschaftliche Ambition, die Geschichte Europas seit der Moderne in ihrer Ambivalenz zu erfassen und einen analytischen Rahmen zu entwickeln, der Europäisierung nicht als fortschreitende Umsetzung eines bestimmten Modells begreift. Stattdessen soll Europäisierung als ein Prozess verstanden werden, der vor allem über und durch Konflikte, Aushandlungen und Widersprüche angetrieben wird. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der spannungsreichen Geschichte eröffnet den Blick auf einen Kontinent zwischen „Terror und Traum“ (Karl Schlögel), zwischen Wohlstandsverheißung und Zerstörung, Glück und Niedertracht. Europas Geschichte ist ambivalent. Sie ist es, weil die Europäisierung selbst nur als ein in sich ambivalenter Prozess zu verstehen ist.

Weitere Forschungsschwerpunkte:

Kulturgeschichte imperialer Herrschaft
Theoretischer Ausgangspunkt des Forschungsschwerpunktes ist die Überlegung, die Longue durée imperialer Herrschaft mit der historischen Analyse von Aushandlungsprozessen zwischen einer zentralen Kerngesellschaft und mehreren kulturell distinkten Peripheriegesellschaften zu erklären. Damit werden sowohl teleologische Untergangsszenarien als auch die lange Zeit vorherrschende Forschungsmeinung der imperialen Dominanz der Zentrale grundlegend hinterfragt. Stattdessen rückt die Wechselbeziehung von Zentrum und Peripherie in den Mittelpunkt. In Einzelprojekten, Workshops und Konferenzen werden Aushandlungsprozesse, die keinesfalls als gewaltlose herrschaftsfreie Diskurse vorgestellt werden sollten, auf mehreren Ebenen untersucht. Hierzu zählen die Untersuchung imperialer Affektlagen in lokalen, zentralen und internationalen Konflikten sowie deren Rückwirkungen auf imperiale Herrschaft ebenso wie die historische Analyse imperialer Raumvorstellungen und Raumpolitik. Eine dritte Ebene bildet die Auseinandersetzung mit den historischen Vermächtnissen, beziehungsweise mit dem „imperialen Archiv“ im Prozess der Europäisierung.    

Kriegsverbrechen und Kriegsverbrechenpolitik in transnationaler Perspektive
Der Forschungsschwerpunkt „Kriegsverbrechen“ untersucht Formen und Institutionen des politischen, gesellschaftlichen und juristischen Umgangs mit Kriegsverbrechen in Ost- und Westeuropa im Kalten Krieg. Neben dem Vergleich juristischer Praxen in Ost und West sowie den Konjunkturen von Kriegsverbrechertribunalen, durch deren Bestimmung sich ebenso Zeiten des Schweigens ausmachen lassen, stehen Fragen nach den wechselseitigen Bezügen westlicher und östlicher Kriegsverbrechenpolitik und möglichen direkten Kontakten von Untersuchungskommissionen im Kalten Krieg im Vordergrund. Besondere Schwerpunkte bilden die Auseinandersetzung mit der Praxis, Performanz und der symbolischen Bedeutung von Kriegsverbrecherprozessen in der Sowjetunion und in Osteuropa sowie deren Einfluss auf die europäische Erinnerungskultur des Zweiten Weltkriegs.


Lebenslauf / Vita

Wissenschaftliche Laufbahn

12.2017 - 9. 2019
Leiterin des Viadrina Center B/Orders in Motion

seit 16.09.2015
Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs

seit Dezember 2014
Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

2007- 2014
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hamburger Institut für Sozialforschung

2003 - 2007                          
Wissenschaftliche Assistentin Universität Leipzig, Historisches Seminar

2002 - 2003                          
Lehrbeauftragte Universität Basel, Historisches Seminar

2002 - 2003                          
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Leipzig, Historisches Seminar

1999 - 2002                          
Stipendiatin Universität Leipzig, Historisches Seminar  Tokyo-Foundation (SYLFF-Young Leadership Programme)

Gremien und Beiräte

  • Präsidium der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. München
  • Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. Berlin und Leiterin der Zweigstelle an der EUV
  • Beirat Bildung und Diskurse Goethe-Institut e.V. München
  • Fachbeirat Wissenschaft der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Berlin
  • Beirat Zeitgeschichte-online ZZF Potsdam
  • Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. c/o Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Viadrina Institut für Europa-Studien (IFES)
  • Förderverein zur Erforschung der Geschichte der Viadrina e.V.
  • Themenportal Europäische Geschichte (Mitherausgeberin) Humboldt-Universität zu Berlin
  • Herausgeberin der Reihe mit dem Titel "Forschungen zur osteuropäischen Geschichte" gemeinsam mit Prof. Dr. Jörg Baberowski, Prof Dr Jan Plamper und Prof. Dr. Malte Rolf im Harrassowitz Verlag Wiesbaden
  • Vertrauensdozentin der DFG an der EUV

 Studium

1999 - 2001                             
verschiedentlich Forschungsaufenthalte in Bulgarien

1999                                        
Sommerseminar am Institut für die Wissenschaften vom Menschen, Wien

1996 - 1998                             
Ohio University Athens, OH, U.S.A. Master of Arts, M.A. College of Arts and Science Department of History

1991 - 1996                             
Universität Leipzig, Magistra Artium M.A. Südslavistik/Politikwissenschaften/Ost- und Südosteuropawissenschaften

1987 - 1991                             
Pädagogische Hochschule Leipzig , 1. Staatsexamen für das Lehramt an Mittelschulen

 Publikationen

Monographien und Sammelbände

  • Der Pakt - Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz, München: Verlag C.H.Beck, 2019   
  • Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyń, Hamburg: Hamburger Edition, 2015
  • zus. mit Bernd Greiner, Tim B. Müller (Hrsg.): Macht und Geist im Kalten Krieg. Hamburg: Hamburger Edition, 2011
  • zus. mit Bernd Greiner, Christian Th. Müller (Hrsg.): Ökonomie im Kalten Krieg. Hamburg: Hamburger Edition, 2010
  • Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (Hrsg.). Unter Mitarbeit von Claudia Weber: Angst im Kalten Krieg, Hamburg:    Hamburger Edition, 2009
  • Auf der Suche nach der Nation. Erinnerungskultur in Bulgarien 1878-1944, Berlin, Münster: Lit-Verlag, 2006

 Aufsätze, Kommentare

  • "Mit den Deutschen müsste es vorangehen" Die Luftfahrtgesellschaft DERULUFT und die Kontinuität der deutsch-sowjetischen Beziehungen. In: Hanno Hochmuth, Martin Sabrow, Tilmann Siebeneichner (Hrsg.): Weimars Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik, Göttingen: Wallstein Verlag 2020, S. 48-63.
  • Disturbing Memories: Coming to Terms with the Stalinist History of Europe. In: Stefan Berger, Caner Tekin (Ed.): History and Belonging. Representations of the Past in Contemporary European Politics, New York-Oxford: Berghahn Books, 2018, S. 122-135
  •  „Katyń vor siebzig Jahren. Eine Sensation, die keine war“, in: Zeitgeschichte online, April 2013. URL: http://www.zeitgeschichte-online.de/kommentar/katyn-vor-siebzig-jahren-eine-sensation-die-keine-war
  • „Die Massenerschießungen von Katyń in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges“, in: Anna Kaminsky, (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyń, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2013, S. 41-60.  
  • „Verstörende Erinnerung. Der Stalinismus im Gedächtnis Europas“, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, Berlin: Aufbau Verlag, 2012, S. 341-356.
  • „Stalin’s Trap: The Katyń Forest Massacre between Propaganda and Taboo“, in: Philip G. Dwyer, Lyndall Ryan, (eds.): Theatres of Viol Massacre, Mass Killing and Atrocity throughout History, New York, Oxford: Berghahn Books, 2012, S. 170-185.
  • "’Too closely identified with Dr. Goebbels’. Die Massenerschießungen von Katyń in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs“, in: Zeithistorische Forschungen = Studies in Contemporary History, 8 (2011) 1, S. 37-59.
  • „Krisen und Krisenwahrnehmung“, in: Mittelweg 36. 20 (2011) 5, S. 51-52,
  • Abdruck des Beitrags gehalten auf der Tagung ""Exit Options": Krisen und Spielräume imperialer Herrschaft" der Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte, Juli 2011.
  • „Transformation politischer Herrschaftspraxis“, in: Mittelweg 36. 20 (2011) 5, S. 62-64, Abdruck des Beitrags gehalten auf der Tagung ""Exit Options": Krisen und Spielräume imperialer Herrschaft" der Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte, Juli 2011.
  • “La violence, ‘terra incognita’ pour la compréhension? Réflexions sur les perspectives et les limites d'une ‘description dense’", in: L'Europe en formation. 51 (2010)357,S.53-73. (Engl. Übers. u.d.T.: “Is violence a no man's land of understanding? Reflections on the prospects and limits of a ‘thick description’", in: L'Europe en formation. 51 (2010) 357: English Version Online Supplement; S. 1-19).
  • “The Export of Terror - on the Impact of the Stalinist Culture of Terror on Soviet Foreign Policy during and after World War II”, in: Journal of Genocide Research. 11 (2009) 2/3, S. 285-306.
  • „Wider besseres Wissen. Das Schweigen der Westallierten zu Katyń.“, in: Osteuropa. 59 (2009) 7/8, S. 227-247
  • „Levskis Traum. Die kommunistische Geschichtspolitik in Bulgarien 1944–1948“, in: Barbara Beyer, Angela Richter (Hrsg.): Geschichte (ge-)brauchen. Literatur und Geschichtskultur im Staatssozialismus: Jugoslavien und Bulgarien, Berlin: Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 2006, S. 77-90.
  • „Die ungehorsame Geschichte. Südosteuropa im Unterricht“, in: Michael Riekenberg (Hg.): Geschichts- und Politikunterricht zeitgemäß? Fragen und Bemerkungen aus der Sicht der Regionalwissenschaften, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2005, S. 141-156.
  • „Europäische Kriege – eine europäische Erinnerung. Kriegsmythen im nationalen Gedächtnis Bulgariens“, in: Nikolaus Buschmann, Dieter Langewische (Hrsg.): Der Krieg in den Gründungsmythen europäischer Nationen und der USA, Frankfurt/Main: Campus Verlag 2003, S. 372-397.
  • „Panagjurište grüßt das Vaterland – Nationale Öffentlichkeit in Bulgarien 1878-1900“, in: Harald Heppner, Roumiana Preshlenova (Hrsg.): Öffentlichkeit ohne Tradition. Bulgariens Aufbruch in die Moderne, Frankfurt/Main: Peter Lang. Europäischer Verlag der Wissenschaften, 2003, S. 211-230.
  • „Wandertage, Museen und ,Kliment-Bäume’. Zur Erinnerungskultur an bulgarischen Schulen“, in: Internationale Schulbuchforschung 23 (2001) 2, S. 259-268.
  • „Opiti na săživjavane – kăm načalata na bălgarskata kultura na pametta“, (Wiederbelebungsversuche. Zu den Anfängen bulgarischer Erinnerungskultur), in: Balkanističen Forum VIII (1999) 1-3, S. 157-170.
  • Rezensionen in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Neue politische Literatur (NPL), Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde, H-Soz-u-Kult, Times Literary Supplement