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The impact of current transformational processes on language and ethnic identity: Urum and Pontic Greeks in Georgia

Die andauernden und tiefgreifenden sozioökonomischen Transformationsprozesse, die seit 20 Jahren im Kaukasus wirken, machen auch vor Sprachgebrauch und ethnischer Identität der dortigen Gemeinschaften nicht Halt. Die international und interdisziplinär zusammengesetzte Forschergruppe teilt das Ziel, ausgehend von den sprachlichen Veränderungen, das Verständnis für die sozialen Folgen der aktuellen Transformationen sowohl innerhalb der Region als auch innerhalb bestimmter Zielländer der Emigration (hauptsächlich Länder der Europäischen Union) zu vertiefen. Das vorliegende Projekt konzentriert sich auf zwei Gemeinschaften, die eine gemeinsame ethnische Identität teilen, aber verschiedene Sprachen verwenden. Daher bilden sie ein ideales Minimalpaar für die Untersuchung der Beziehung zwischen der Sprache und der ethnischen Identität sowie ihrer komplexen Wechselwirkung in aktuellen Transformationsprozessen. Hierbei handelt es sich um: (a) Urum-Sprecher, die sich als Griechen identifizieren und eine Sprache sprechen, die eng mit anatolischen Varietäten des Türkischen verwandt ist; (b) Pontier, die sich als Griechen identifizieren und mit dem pontischen Griechisch eine konservative Varietät des Griechischen sprechen. In den letzten Jahren verließen zahlreiche Mitglieder dieser Gruppen ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete, siedelten in die städtischen Zentren Georgiens um und emigrierten von dort in verschiedene Zielländer, zu denen auch Länder der Europäischen Union gehören (das populärste Zielland ist Griechenland). Das Projekt strebt an, die verwendeten Sprachen in drei idealisierten Zuständen (Heimatland; Binnenmigrationsziele; Emigrationsziele in der EU) zu untersuchen, um Erkenntnisse über die gegenwärtigen Entwicklungen zu gewinnen und ihren Einfluss auf den Sprachgebrauch einerseits und auf die zur Konstitution von Gruppenidentitäten verwendeten kommunikativen Praktiken andererseits zu analysieren. Um dieses Ziel zu erreichen, baut das Projekt auf zwei Säulen auf: (a) die Arbeitsgruppe zum Sprachwandel wird eine umfangreiche Textsammlung erstellen und den Einfluss der aktuellen Transformationsprozesse auf den Sprachgebrauch untersuchen. (b) die Arbeitsgruppe zur ethnischen Identität wird qualitative Interviews führen und den Einfluss der aktuellen Transformationsprozesse auf die individuelle und Gruppenidentitätskonstruktion in verschiedenen Kontexten und Ländern untersuchen. Die durch das Projekt erhobenen Daten und die erzielten Ergebnisse werden in einer ganzen Reihe von Formaten zur Verfügung gestellt werden und von einer Gruppe von projektinternen und projektexternen WissenschaftlerInnen analysiert. Das Projekt wird ein Multimediakorpus – einschließlich einer Sammlung kulturell relevanter Texte – erstellen. Dies entspricht dem expliziten Wunsch von Mitgliedern der untersuchten Gruppen nach Dokumentation ihres linguistischen und kulturellen Erbes, das auf Grund der gegenwärtigen sozioökonomischen und Migrationsprozesse sehr gefährdet ist. Dieses Produkt wird der wissenschaftlichen Gemeinschaft für zukünftige Forschung durch das TLA-Archiv zugänglich gemacht. Außerdem wird das Projekt in vier Promotionsarbeiten (eine an der Europa-Universität Viadrina und drei an der Staatlichen Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi) und zwei Habilitationen (eine an der Universität Bielefeld und eine an der Staatlichen Ivane Javakhishvili Universität Tbilisi) gipfeln. Die Einblicke beider Arbeitsgruppen werden zu gemeinsamen Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften führen, welche Kernaspekte bezüglich lexikologischem, morphologischem und syntaktischem Wandel in Situationen des Sprachkontakts sowie bezüglich der Identitätskonstruktion in multilingualen Kommunikationsgemeinschaften gründlich untersuchen werden. Darüber hinaus wird die Kollaboration zwischen deutschen und georgischen Wissenschaftlern durch die Entwicklung eines gemeinsamen Forschungsplans, den intellektuellen Austausch bezüglich Methoden und Theorien in der Linguistik, die gemeinsame Organisation wissenschaftlicher Aktivitäten (ein Workshop und eine Konferenz), die Vorbereitung gemeinsamer Veröffentlichungen und die Zusammenarbeit in der Betreuung der Promotionsabreiten gestärkt. Neben diesen intensiven gemeinschaftlichen Tätigkeiten der deutschen und georgischen Projektmitglieder wird das Projekt ein internationales akademisches Netzwerk durch eine bereits vereinbarte Kollaboration mit renommierten Wissenschaftlern aufbauen (einschließlich griechischer und türkischer Wissenschaftler), die über profunde Kenntnisse in den jeweiligen Sprachen und umfangreiches Fachwissen in den untersuchten Gebieten verfügen.

Weitere Informationen über die Forschungsdatenbank der Europa Universität Viadrina. Link zur Projektseite