Architektur und Gesellschaft

Architektur ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Lebenswelt. Im Vergleich zu anderen kulturellen Manifestationen wie Musik oder Bildender Kunst hat Architektur die stärkste Präsenz in unserem Alltag – und vielleicht gerade deshalb die Tendenz, in den Sozialwissenschaften oft aus dem Blick zu geraten. Im Seminar wollen wir den Zusammenhang zwischen Architektur und Gesellschaft unter verschiedenen Aspekten beleuchten. Zum einen wirkt Architektur auf das Soziale, da gebaute Räume uns ständig umgeben und unsere Interaktionen rahmen. Zum anderen bildet die Architektur gesellschaftliche Haltungen ab, indem sie etwa der Repräsentation dienen, Transparenz ausdrücken, sozialen Austausch ermöglichen oder den Rückzug ins Private befördern soll. Schließlich zielen architektonische Entwürfe oft auf bestimmte, mitunter utopische, Vorstellungen menschlichen Zusammenlebens. Im Seminar werden wir unterschiedliche Positionen behandeln: die wenigen sozial- und kulturwissenschaftlichen Klassiker, die sich mit der gebauten Umwelt beschäftigt haben (z.B. Georg Simmel, Michel Foucault, Norbert Elias, Erving Goffman), zeitgenössische Ansätze der Architektursoziologie (z.B. Heike Delitz, Paul Jones, Albena Yaneva) sowie (post-)moderne architektonische Entwürfe und Konzepte und ihre gesellschaftlichen Bezüge. Parallel dazu wollen wir den Blick auf verschiedene Gebäudetypen (z.B. Wohnhaus, Bürogebäude, Gefängnis, Bahnhof, Museum) richten, diese unter Anwendung der gemeinsam angeeigneten Perspektiven analysieren und architektursoziologische Methoden erarbeiten.

Literatur: Delitz, Heike (2009): Architektursoziologie. Bielefeld. Fischer, Joachim/ Makropoulos, Michael (Hg.) (2004): Potsdamer Platz. Soziologische Theorien zu einem Ort der Moderne. München. APuZ 25/2009: Architektur der Gesellschaft, http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/31928/architektur-der-gesellschaft
Ausführliche Literaturliste zu Beginn der Veranstaltung.

Teilnahmevoraussetzungen: Bereitschaft zur intensiven Textlektüre (auch englischsprachiger Texte) sowie Interesse an eigenständiger Recherche von Fallbeispielen.

Leistungsnachweis: Kurzpräsentation, Hausarbeit