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"Regime der (Un-)Sicherheit"

Christoph Burmeister
Seminar: BA, Kulturwissenschaften-/Sozialwissenschaften-Vertiefung
8 ECTS
Mittwoch, 16.15 - 17.45 Uhr, Ort: GD 201
Veranstaltungsbeginn: 15.10.2014

„Nun ja, Sicherheit steht zur Zeit gerade auf dem Banner. Aber gibt uns die Politik tatsächlich ein sicheres Gefühl? Produziert sie nicht im Gegenteil jene Risiken, denen wir uns wechselseitig aussetzen?“ Diese Frage Judith Butlers impliziert, Risiken nicht als gegeben anzunehmen und politisches wie gesellschaftliches Handeln als darauf reagierend zu betrachten. Gegenteilig wird die Blickrichtung umgekehrt und nominalistisch danach gefragt, was inwiefern als Risiko angesehen und wie dieses (rational) kalkuliert wird, welche politischen Richtlinien, juridischen, normativen und normalisierenden Technologien daraus abgeleitet sowie welche Subjektivierungsweisen durch diese hervorgebracht werden. Angeleitet von Michel Foucaults „Geschichte der Gouvernementalität“ steht die Auseinandersetzung mit Regimen der (Un-)Sicherheit im Zentrum, welche für spätmoderne Gesellschaften kennzeichnend sind. Foucault verwendet den Begriff der Regierung nicht in der engen, heute geläufigen Konnotation, vielmehr rehabilitiert er dessen frühere Verwendung und versteht darunter „die Gesamtheit der Institutionen und Praktiken, mittels derer man die Menschen lenkt, von der Verwaltung bis zur Erziehung.“ Im Seminar werden zunächst die Grundlagen einer gouvernementalen Analyseperspektive gemeinsam erarbeitet, so dann zentrale Anschlüsse diskutiert, um sich schließlich – und darauf liegt das Hauptaugenmerk – mit verschiedenen gesellschaftlichen Phänomenen und Feldern auseinanderzusetzen: dem ‚Krieg gegen den Terror‘, dem neoliberalen Umbau des Sozialstaats, der Regierung von Kriminalität und Armut sowie von Gesundheit als Risiko.

Literatur: Michel Foucault, Kritik des Regierens. Schriften zur Politik, ausgewählt von Ulrich Bröckling, Berlin: Suhrkamp 2010. Susanne Krasmann/Michael Volkmer (Hg.), Michel Foucaults „Geschichte der Gouvernementalität“ in den Sozialwissenschaften, Bielefeld: transcript 2007. Ein Reader sowie weiterführende Literaturhinweise stehen zu Beginn des Semesters zur Verfügung.

Teilnahmevoraussetzungen: Bereitschaft zur Lektüre langer Texte, Neugier an der Welt und Zweifel am Bestehenden.

Leistungsnachweis: Exzerpte/Sitzungsprotokolle, Referat, drei Essays à fünf bis sieben Seiten oder eine Hausarbeit (ca. 15-20 Seiten).