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Vater, Mutter, Kind. Kulturwissenschaftliche Analysen der modernen Familienzelle.

6/8/9 ECTS
Seminar:  Kulturwissenschaften-/Kulturgeschichte-/Sozialwissenschaften-Vertiefung
Montag, 16.15 - 17.45 Uhr, Ort: GD 07, Veranstaltungsbeginn: 10.10.2016 

„Durch die leibliche und sittliche Verbindung von Persönlichkeiten der beiden Geschlechter … entsteht die Familie“, in der „die drei Elemente … Vater, Mutter und Kinder bereits vollständig vorausgesetzt“ sind. So Riehl 1855, der das „Heiligtum“ Familie unter der „natürlichen Obervormundschaft“ des Vaters stehen sah, dessen Autorität sich die Frau, „weil sie es ihrer Natur nach gar nicht anders kann und mag“, unterordnet. Dieser Entwurf einer patriarchalen Familie, deren naturgesetzliche Ordnung die asymmetrisch-hierarchischen Verhältnisse der Geschlechter und Generationen bestimmt, dient Riehl als Schutzwall gegen die ‚Verwerfungen‘ des 19. Jh. Im Gegensatz dazu sehen Marx/Engels in der Familie nicht einen Widerstands-, sondern ersten Reproduktionsort gesellschaftlicher Verhältnisse. Dies sind zwei historische aber auch gegenwärtig präsente Deutungen des komplexen kulturellen Konzepts Familie, dieser sich dauerhaft ‚in der Krise‘ und ‚im Wandel‘ befindlichen sozialen Institution und kulturellen Imagination zwischen familialer Emotionalität und sozialisatorischer Reproduktion, dem sich das Seminar in drei Schritten nähert: Zunächst wenden wir uns der Familie sozial- u. kulturgeschichtlich, mentalitäts- u. emotionsgeschichtlich zu, dann werden wir familien- u. kultursoziologische Zugänge kennenlernen, um uns schließlich mit Gegenwartsanalysen auseinanderzusetzen, etwa zur neosozialen, aktivierenden Reorganisation des Wohlfahrtsstaats, zu Therapeutisierung und Responsibilisierung, zu Armut und Erschöpfung. Fragen nach Geschlechter-, Generationen- und ‚Klassen‘-Ordnungen werden dabei jeweils leitend sein.

Literatur: Andreas Gestrich et al. (Hg.): Geschichte der Familie, Stuttgart: Kröner 2003; Jutta Ecarius (Hg.): Handbuch Familie, Wiesbaden: VS 2007; Maria-Eleonora Karsten/Hans-Uwe Otto (Hg.): Die sozialpädagogische Ordnung der Familie. Beträge zum Wandel familialer Lebensweisen und sozialpädagogischer Interventionen, Weinheim u.a.: Juventa 1996.

Teilnahmevoraussetzungen: Bereitschaft zur Lektüre langer Texte, Neugier an der Welt und Zweifel am Bestehenden. Und eine Zusage per Mail.

Hinweise zur Veranstaltung: Das Seminar ist auf 25 Teilnehmer*innen begrenzt, die Voranmeldung bis spätestens 07. Oktober 2016 ist daher zwingend erforderlich. Senden Sie dazu eine Mail mit Motivationsbekundung, Vorkenntnissen und inhaltlichen Studien-schwerpunkten an burmeister@europa-uni.de; Zu- bzw. Absagen werden vor Seminarbeginn verschickt.

Leistungsnachweis: Aktive Mitarbeit, Exzerpte, Kurzpräsentation, Hausarbeit.