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Dissertation Dr. Sophia Prinz


Visuelle Formationen. Über das Verhältnis von Dingen, Subjekten und Praktiken des Sehens

Michel Foucault hat stets die Eigenlogik der kulturellen Sichtbarkeiten gegenüber dem Diskurs betont, aber außerhalb seiner Schriften zum Panoptismus und zur bildlichen Repräsentation nie einen systematischen Begriff von Bildlichkeit, Visualität oder visuellen Praktiken entwickelt. Ein solcher Begriff scheint aber deshalb notwendig, um auch visuelle Phänomene, die jenseits des Überwachungs- oder Repräsentationsparadigmas anzusiedeln sind, in ihrer wahrheits- und subjektkonstitutiven Wirkung kultursoziologisch analysieren zu können. So besteht etwa die visuelle Kultur der Moderne nicht nur aus rationalistisch organisierten panoptischen Apparaten, die das Invididuum disziplinieren, sondern ebenso aus ästhetischen Arrangements, die das Subjekt affizieren und zu einer kontemplativen Wahrnehmungspraktik anhalten. An diesen Leerstellen ansetzend, wird herausgearbeitet, wie aus Foucaultscher Perspektive der Zusammenhang zwischen den historisch kontingenten Anordnungen von Visualität und den visuellen Praktiken des Subjekts allgemein theoretisch gefasst werden kann. Einige wichtige Dimensionen von visuellen Ordnungen, die Foucault nur andeutet oder ganz vernachlässigt – wie etwa Fragen der Materialität, der visuellen Affektivität und der Wahrnehmungsdisposition des Subjekts – können dabei nur in Rekurs auf verwandte Theorien wie etwa Jacques Lacans Psychonalyse, Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie und Pierre Bourdieus Praxeologie expliziert werden.