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René Salomon M.A. (Berlin)

Praktiken der Hilfe. Eine Praxeografie des professionellen Alltags sozialer Hilfen.

Das Promotionsvorhaben lässt sich in zwei Stränge unterteilen, die aufeinander aufbauen - dabei ist der eine Strang der qualitativen empirischen Soziologie zuzuordnen und der andere der theoretischen Soziologie.

Der erste Strang besteht aus einer Praxeografie der sozialen Hilfen. Das Feld der sozialen Hilfen stellt ein Dauerthema von Politik und Medien dar. Es ist ein Feld, das wirtschaftlich von immer größerem Interesse ist und einen Zielpunkt unterschiedlichster Ausbildungsberufe und Studiengänge, wie bspw. der Sozialen Arbeit, darstellt. In diesem Kontext soll die Dissertation einen Beitrag zur Erforschung dieses Feldes leisten und stellt die Frage nach den Praktiken, und damit der Vollzugswirklichkeit, des Alltags sozialer Hilfen. Mit sozialen Hilfen sind unterschiedliche Angebote in sozialen, personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen gemeint, in denen Sozialarbeitende tätig sind. Hierzu wurden praxeografische Studien in verschiedenen Bereichen der sozialen Hilfen in mehreren deutschen Großstädten durchgeführt. Dabei stellte sich die Frage, durch welche Praktiken und Interaktionsordnungen sich der professionelle Alltag der sozialen Hilfen vollzieht. Wie sehen diese Praktiken aus? Wie können sie gefasst werden? Markieren die offensichtlichen Unterschiede in Bezug auf Zielsetzungen, Organisationsformen, Finanzierungen, personeller und materieller Ausstattungen, sowie Klientel und Arbeitssituationen auch Unterschiede oder Ähnlichkeiten in den Praktiken, und falls ja, welcher Art? Ziel des empirischen Teils der Untersuchung ist somit die Beschreibung der lokalen Praktiken und Interaktionsordnungen, durch die und in denen die beteiligten Personen ihren professionellen Alltag hervorbringen.

Der zweite Strang bezieht sich auf das in der Praxistheorie immer wieder betonte Verhältnis von Theorie und Empirie. Dieses Verhältnis wird als eines beschrieben, bei dem sich die Theorie der Empirie beugt. Empirie soll zur Theoriegenese führen und nicht umgekehrt (vgl. Schmidt 2012: 23ff.). Diese Grundhaltung der Praxistheorie wird genutzt, um konkret an der durchgeführten Praxeografie, praxistheoretische Theoriefiguren, Begriffe und Methoden auf ihre Anwendbarkeit hin zu betrachten. Dabei wird deutlich, dass einige der Theoriefiguren neu gefasst werden müssen, andere fallen gelassen werden sollten und es notwendig ist, zwecks Erfassung bestimmter Phänomene neue zu bilden. Da sich vor allem die Theorien von Erving Goffman und Niklas Luhmann um ähnliche Phänomene und Probleme gebildet haben, ist zu prüfen, inwieweit diese für eine Weiterentwicklung praxeologischer Theoriefiguren nutzbar zu machen sind.