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Dissertation Dr. Hilmar Schäfer


Die Instabilität der Praxis. Reproduktion und Transformation des Sozialen bei Pierre Bourdieu, Judith Butler, Michel Foucault und Bruno Latour

Die Dissertation bearbeitet ein wesentliches Forschungsdesiderat der aktuellen Debatte um Theorien sozialer Praktiken, indem sie vergleichend nach der Konzeption der Stabilität/Instabilität des Sozialen bei Pierre Bourdieu, Michel Foucault, Judith Butler und Bruno Latour fragt.

Mit ihrem Fokus auf inkorporiertes, präreflexives Wissen scheinen Praxistheorien die Stabilität des Sozialen zu betonen, heben sie doch die unhinterfragten und zu körperlichen Selbstverständlichkeiten geronnenen Aspekte des Sozialen hervor. Neigen die Praxistheorien dazu, dem Sozialen eine Statik zu unterstellen und dessen dynamische Aspekte auszublenden?

Anstatt ein stabiles oder instabiles „Wesen“ von Praktiken abstrakt zu unterstellen, werden in der Dissertation zwei Perspektiven verfolgt und miteinander verbunden: Zum einen werden die ausgewählten Theorien dahingehend untersucht, ob sie eher die Stabilität oder die Instabilität sozialer Praxis betonen. Zum anderen werden diejenigen Analysekategorien identifiziert und beleuchtet, denen in den Ansätzen jeweils die Funktion zugeschrieben wird, soziale Stabilität hervorzubringen.

Die Arbeit schlägt vor, die zentrale Stellung des Begriffs der „Routine“ in der bisherigen Theoriebildung durch das Konzept der „Wiederholung“ zu ersetzen, um sowohl die Reproduktion als auch die Transformation des Sozialen erfassen zu können. Im Anschluss an die eingehende Diskussion der Wiederholungskonzeptionen der vier untersuchten Ansätze entwickelt die Arbeit im Vergleichskapitel ein allgemeines praxeologisches Wiederholungsverständnis und differenziert drei miteinander verbundene Dimensionen, entlang derer die Praxistheorie das Phänomen der Wiederholung erfassen kann: als sich wiederholende, als wiederholte und als wiederholbare Formationen.

Im nächsten Schritt werden vergleichend Analysekategorien identifiziert, die in den Ansätzen als Stabilisierungsinstanzen des Sozialen einbezogen werden (Körper, Materialität, Macht bzw. Norm), sowie eine Reihe von methodologischen Prinzipien der Praxistheorie herausgearbeitet, um eine Heuristik für die praxeologische Forschung zu entwickeln.

Ausführliches Exposé