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Ist Europa eine Frau? Diskurse und Gender in Europa

Seminar: MASS Politik und Kultur // MES

Montag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: , Veranstaltungsbeginn: 13.04.2015, 3/9 ECTS

In diesem experimentellen Kurs möchten wir in kursorischen Suchbewegungen zwei Dingen auf die Spur gehen:

1.) Wie wurde der Mythos Europas als einer von Zeus auf dem Stier entführte Göttin über die Jahrhunderte in ein christliches, männliches, abendländisches Europa umgedeutet - und welche „imaginierte Gemeinschaft“ kann und will Europa heute sein? Dabei werden wir verschiedene historische Europabilder studieren und dann - von der europäischen Reaktion auf islamische Migration bis hin zu Conchita Wurst - versuchen zu ergründen, was heute Europa ausmacht, wofür es steht bzw. welche Elemente eine neue ‚europäische Erzählung’ enthalten müsste;

2.) Damit verbunden wollen wir die Frage stellen: Wie sprechen wir über Europa, die EU? In einem zweiten Teil des Kurses soll es – unter Berücksichtigung diskurstheoretischer Ansätze - um Diskurse in und über Europa gehen: mit welchen Vokabeln ist Europa belegt? Für welche Politik stehen welche Begriffe, wie etwa „Subsidiarität“, „Europäisches Semester“ oder „Wachstumsstrategie“? Welche europäischen Politiken – z.B. Austeritätspolitik - werden durch Sprache ggf. verzerrt oder sogar umgedeutet? Hat Europa eine ‚männliche’ Sprache und fehlt ihm deshalb die emotionale Besetzung? Welche ‚Frauenpolitik’ macht die EU? Dazu werden wir exemplarische Text- und Fallstudien mit EU-Dokumenten z.B. zur Eurokrise oder zur Einführung der Frauenquote machen.

Literatur: Wolfgang Schmale, (2003): Geschichte der Männlichkeit in Europa, Wien; Olaf Asbach, (2011): Europa: Vom Mythos zur Imaginated Community? Hannover; Dieter Fuchs and Hans-Dieter Klingemann, (2011): Cultural Diversity, European Identity and the Legitimacy of the EU, Edward Elgar Publishing, Massachusetts; Donnatelle della Porta, (Ed.), (2009): Another Europe. Conceptions and practices in European social forums, Routledge; Georg Simmerl: „Europäische Schuldenkrise“ als Demokratiekrise: Zur diskursiven Interaktion zwischen Politik und Finanzmarkt, Berliner Debatte (3)2012, S. 108-125; sowie EU-Dokumente. Weitere Literatur wird zeitnah angegeben.

Teilnahmevoraussetzungen: Kenntnisse der Institutionen der Europäischen Union; polit-ökonomische Grundkenntnisse der Eurokrise und ihrer Dynamik; Regelmäßige Anwesenheit sowie Vorbereitung der Texte für die einzelnen Sitzungen (Reader) und aktive mündliche Mitarbeit.

Hinweise zur Veranstaltung: Wir werden uns auch mit diskurstheoretischen Texten von Michel Foucault, Judith Butler, John Austin beschäftigen. Vorkenntnisse bzw. zumindest Interesse an theoretischer Literatur ist erwünscht.

Die Anzahl der Teilnehmer_innen ist begrenzt auf 25. Es wird um Anmeldung gebeten unter hiwi-neyer@europa-uni.de.

Leistungsnachweis: 3 ECTS: Referat; 9 ECTS: Referat und Seminararbeit

Sprache: Engl. und franz. Kenntnisse erwünscht.