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Sozialwissenschaften und Gesellschaftskritik

6/8/9 ECTS

Seminar: Sozialwissenschaften-Vertiefung

Dienstag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: AM 202, Veranstaltungsbeginn: 12.04.2016

Der Konflikt zwischen Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität und dem Wunsch nach praktischer Relevanz oder gar gesellschaftlicher Wirkungsmächtigkeit zieht sich durch die Geschichte der Sozialwissenschaften hindurch. So sei nach Ansicht Durkheims die Soziologie nicht der Mühe wert, wenn sie nicht helfe, soziale Probleme besser zu lösen. Einen solchen Anspruch lehnt jedoch Weber mit der Forderung nach Wertfreiheit in der Wissenschaft entschieden ab. Ganz anders wiederum die Frankfurter Schule und später Bourdieu, die die Sozialforschung auf das Ziel einer radikalen Kritik und Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse verpflichten. Das Spannungsfeld zwischen Engagement und Distanzierung (Elias) wird eingehend thematisiert: Wie viel Distanzierung erfordert wissenschaftliche Objektivität? Wie viel Engagement verträgt sie? Wo nimmt eine kritische Sozialwissenschaft die Maßstäbe her, die sie an die soziale Wirklichkeit anlegt? Und überhaupt: Warum sollten Sozialwissenschaften kritisch sein? Anschließend wird das Verhältnis zwischen kritischer Soziologie und alltäglicher, d.h. von den Akteuren selbst artikulierter Kritik erörtert: Wissen diese
nicht selber am besten über Machtverhältnisse, Ungerechtigkeit und Entfremdung Bescheid? Sind sie nicht in der Lage, soziale Missstände zu benennen und kritisch zu analysieren? Welche Rolle können/sollten dann SozialwissenschaftlerInnen in gesellschaftlichen Konflikten einnehmen? Welchen Mehrwert haben sie zu bieten? Um das kritische Potenzial der Sozialwissenschaften zu veranschaulichen, schließt das Seminar mit aktuellen gesellschaftskritischen Zeitdiagnosen.

Teilnahmevoraussetzungen: Referat und Seminar- bzw. Hausarbeit

Hinweise zur Veranstaltung: Anmeldung per E-Mail an deroin@europa-uni.de bis zum 5.04. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt.

Seminarplan