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Nutzen und Last der Erinnerung

MEK: Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste
MASS: Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen
MAL: Wissenskulturen und Künste
Alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften
3/6/9 ECTS
Dienstag: 14:00 - 16:00 Uhr
1. Veranstaltungstermin - 19.04.22 - online, Zugang über Moodle
danach in Präsenz
Raum: LH 101

Erinnerung ist eine Art des Umgangs mit dem, was passiert ist. Erinnerung ist selektiv. Erinnern und Vergessen sind notwendig miteinander verschränkt. Jede Kultur, jede Zeit bestimmt, was im Gedächtnis bleibt. Mit Nietzsche lassen sich affirmative und kritische Bezugnahmen auf Vergangenes unterscheiden. Beide können produktiv, beide können schädlich sein.

Nach einer gründlichen Lektüre von Nietzsches Klassiker „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben“ (1873) werden verschiedene Debatten nach 1945 behandelt, in denen sich unterschiedliche Fragestellungen auftun: Im Seminar soll ein Überblick der verschiedenen Erinnerungskulturen vermittelt werden. Wir wollen diskutieren, wie sich philosophische, historische, soziologische und politische Perspektiven ergänzen bzw. miteinander konkurrieren. In den Kulturwissenschaften hat sich in den letzten Jahrzehnten die Idee eines kulturellen Gedächtnisses als äußerst fruchtbar erwiesen, in den Geschichtswissenschaften und der politischen Ideengeschichte wird wieder über Strategien der Vergangenheitsbewältigung diskutiert und in Soziologie und Literaturwissenschaft wird debattiert, ob und wie viel Erinnerung notwendig ist (Heimat… Nostalgie… Retroland?) und jüngst wird heftig darüber gestritten, wie wir uns unserer kolonialen Vergangenheit erinnern sollten: Erinnerungskultur ist immer auch Vergangenheitspolitik.

 

Literatur:
Friedrich Nietzsche: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben, in ders. KSA (Kritische Studienausgabe) 1, München 1988, S. 245-343.
Aleida Assmann: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, 2010.
Per Leo: Tränen ohne Trauer. Nach der Erinnerungskultur, Stuttgart 2021.