Von Dubai an die Viadrina – Rückblick auf die Klimakonferenz COP28 UAE

Studentische Klimaaktivistin trifft routinierten Klimagipfel-Beobachter: Das war das Konzept eines Podiumsgespräches am 19. Dezember 2023 zur Auswertung des UN-Klimagipfels COP28 in Dubai. Viadrina-Klimaökonom Prof. Dr. Reimund Schwarze und sein Kollege Prof. Oleksandr Sushchenko sprachen dabei mit Lisa Ramroth von den Students for Climate Justice und Julian Niclas von der Hochschulgruppe Campusgrün Viadrina.

„Ich komme auch mit Schrecken von der Konferenz zurück“, sagt Prof. Dr. Reimund Schwarze – eigenen Angaben zufolge noch vom langen Flug und den kalten Klimaanlagen in Dubai gezeichnet. Er sehe durchaus einige Durchbrüche bei den Klimaverhandlungen, beispielsweise im Beschluss eines Klimafolgen-Fonds, in den nicht nur europäische Länder einzahlen. Aber gerade mit Blick auf die jüngere Generation wirkte er ernüchtert. „Es war eigentlich die COP der Jugend“, sagte er. Erstmals habe es Botschafterinnen und Botschafter eines Jugendparlamentes gegeben, die zentral an den Verhandlungen beteiligt waren. Gleichzeitig habe er wahrgenommen, dass junge Aktivistinnen und Aktivisten die Beteiligung als „Youth-Washing“ empfunden haben. In Richtung der Studierenden im Hörsaal sagte Schwarze: „Es ist schlimm, wenn eure Generation benutzt wird, um vom Nichtstun abzulenken.“

Prof. Dr. Reimund Schwarze im Gespräch mit Studierenden und anderen Podiumsteilnehmenden

Lisa Ramroth von den Students for Climate Justice ist rundum enttäuscht von den Ergebnissen in Dubai. „Es ist sehr wichtig, ein internationales Forum zu haben, es gibt keine Alternative“, sagte sie. „Das Problem ist, dass das nicht reicht.“ Ihr fehlten konkrete Ziele, Richtlinien und verbindliche Vorgaben. „Wir haben nur ein bestimmtes Zeitfenster und wenn selbstgegebene Deadlines immer wieder gerissen werden, ist das frustrierend“, so Lisa Ramroth. Auch Schwarze schaute angesichts verfehlter Zielstellungen besorgt in die Zukunft: „Wir laufen auf ein historisches Versagen zu, wenn wir nochmal fünf und nochmal fünf Jahre brauchen.“

Prof. Dr. Reimund Schwarze im Gespräch mit Studierenden und anderen Podiumsteilnehmenden

Um nicht im Beklagen der Missstände zu verharren, lenkte Moderator Julian Niclas das Gespräch auf die Frage, was an der Viadrina getan werden kann, um den Klimawandel und die Folgen zu thematisieren und zu bewältigen. Neben einem Lehrangebot zur Ökonomie des Klimawandels, das Schwarze und Sushchenko seit Jahren anbieten, schwebt dem Viadrina-Klimaökonom eine Neu-Belebung des UN-Planspiels vor. „Dieses Angebot kann ein anderes Verständnis dafür schaffen, wie solche Verhandlungen funktionieren und welche Rolle beispielsweise Vertrauen und Sprache spielen“, so Schwarze. Lisa Ramroth erklärte, wie sich ihre studentische Initiative ein adäquates Lehrangebot vorstellt: „Aus unserer Perspektive ist es sinnvoll, wenn Themen wie Nachhaltigkeit, Energiekrise und Klimawandel grundsätzlich ins Curriculum einbezogen werden, nicht nur in den Kulturwissenschaften, sondern auch in Jura oder Wirtschaft.“ Ihr schwebe eine Universität vor, an der Studierende aller Fakultäten lernen, wie diese Fragen zusammenhängen.

Text und Fotos: Frauke Adesiyan